Der Dachshund 6-2019 - page 13

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6 · 2019
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Teckel
&
Jagd
Ablauf eines regulären Zyklus
Um zu wissen, wann es sich um eine Stö-
rung oder Abweichung im Zyklusgesche-
hen handelt, muss man zunächst den „nor-
malen“ Ablauf kennen. Der Zyklus einer
Hündin ist gewöhnlich in vier Phasen
unterteilt: In den Proöstrus (Vorbrunst, ab
1. Tag der Blutung), den Östrus (Brunst,
Zeitraum des Eisprungs), den Metöstrus
oder Diöstrus (Phase der Trächtigkeit/
Scheinträchtigkeit) und den Anöstrus (hor-
monelle „Ruhephase“). Der Anöstrus ist
normalerweise die längste Phase im Zyk-
lus, die individuell schwanken kann (3).
Viele Autoren fassen den Metöstrus und
den Anöstrus auch zudem als Interöstrus
zusammen. Dies sind viele Fachbegriffe,
die uns aber später weiterhelfen werden,
die verschiedenen Probleme der einzelnen
Phasen zu verstehen.
Wie lang ist normal?
In der Länge der einzelnen Phasen kann es
rassespezifische und individuelle Unter-
schiede geben, wobei die meisten Tiere ein
Östrusintervall von sechs bis neun Mona-
ten aufweisen (1, 2). Bei Hündinnen über
acht Jahren kann sich das Intervall auch
verlängern (8).
In der Regel kommt es ab der zweiten Hitze
zu einem konstanten Intervall zwischen
den Läufigkeiten (3). Die Länge der einzel-
nen Zyklusphasen sind im Mittel für den
Präöstrus und den Östrus jeweils neun
Tage, für den Metöstrus 60 bis 100 Tage,
und für den Anöstrus 20 bis 250 Tage laut
einer aktuellen Literaturstudie von Arlt (4).
Die Phasen im Detail
Hormonell wird die Phase des Proöstrus
durch den Anstieg von Östrogen bestimmt.
Hier bilden sich die Follikel auf den Eierstö-
cken heran, die dann „springen“. Verein-
fach gesagt, bewirkt das Östrogen auch
die Schwellung der Vulva und den blutigen
Ausfluss der Hündin. Zusätzlich steigt am
Ende des Proöstrus ein weiteres Hormon
kurzfristig an, das sogenannte LH. Dies löst
dann den Eisprung aus. Der Eisprung findet
in der Phase des Östrus statt. Vor dem
Eisprung haben wir aber auch schon ein
weiteres Hormon im Einsatz, das soge-
nannte Progesteron, welches in der Phase
des Metöstrus die Trächtigkeit aufrechter-
hält. Beim Hund finden wir die Besonder-
heit, dass Progesteron schon vor dem Ein-
sprung gebildet wird und stetig bis zu
einem bestimmten Wert ansteigt. Daher
können wir mit diesem Hormon und des-
sen Anstieg auch den optimalen Deckzeit-
punkt bestimmen.
Dem Pröstrus geht normalerweise schon
eine Phase des sogenannten „Präproös­
trus“ von 10 bis 21 Tagen voraus, die durch
einen initialen Hormonanstieg (Östrogen)
gekennzeichnet ist (4). Das bedeutet, dass
die Hündin schon am Ende des Anöstrus
einen hormonellen Anstieg hat, der dann
irgendwann zu einer Blutung führt. Viele
Besitzer erkennen diese Phase bei ihrer
Hündin durch verschiedene Verhaltensauf-
fälligkeiten. Vermehrter Urinabsatz (Mar-
kieren) kann eines dieser Anzeichen sein.
Die Phase des Proöstrus und des Östrus
wird bei der Hündin als Läufigkeit oder
Hitze bezeichnet (2). Einige Autoren neh-
men auch noch die frühe Phase des Met-
östrus mit in den Begriff der Läufigkeit
(12).
Um die verschiedenen Phasen unterschei-
den zu können, nutzt man sowohl die Ver-
änderungen im Verhalten der Hündin, die
klinischen Erscheinungen (Veränderungen
an der Vulva sowohl von außen als auch
von innen, Ausfluss der Hündin, Gesäuge),
als auch die Untersuchung des Abstrichs
(Vaginalzytologie
und
Vaginoskopie).
Zudem kann das Hormonprofil der Hündin
als Hilfsmittel herangezogen werden (4).
Ursachen für Abweichungen des Zyklus
Viele Hündinnen, die mit einer Unfrucht-
barkeit in der Paxis vorgestellt werden,
sind klinisch gesund. Oft geht es hier eher
um Probleme im Zucht- oder Deckmanage-
ment. Diese sind durch eine exakte Bestim-
mung des Deckzeitpunkts zu beheben (5).
ZYKLUSSTÖRUNGEN
bei
Zuchthündinnen
Jeder Züchter kennt in der Regel den typischen Zyklus-
verlauf seiner Hündinnen. Manchmal kann es aber zu
Veränderungen im Zyklus kommen, die einem Rätsel
aufgeben. In unserem Artikel beschreiben wir die
häufigsten Ursachen für den Fall, dass Ihre Hündin
„unpünktlich“ ist.
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