Der Dachshund 6-2019 - page 5

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Teckel
&
Jagd
das Hetzen und Stellen, aufgrund seiner
geringen Körpergröße, sicher nicht zu sei-
nen Kernkompetenzen. Somit gibt es kei-
nerlei Veranlassung, die Spurlautprüfung
vor eine Schweißprüfung „zu schalten“.
Der Rückgang der Hasen und der nicht
vorhandene Nutzen des Lautes beim
Teckel auf der Nachsuche verbietet diesen
Schritt förmlich, da er die zeitige Überprü-
fung einer der heute gefragtesten Fähig-
keiten unseres kleinsten vielseitigen
Gebrauchshundes behindert. Auch das
„Nachbessern“ an den Naturleistungszei-
chen BhN und die damit einhergehende
unvollständige Dokumentation schlägt in
die Kerbe, vieles Bewährte zu minimalisie-
ren. Es ist zweifelsfrei ein Unterschied, ob
ein Hund an einem Fuchs, Dachs, Wasch-
bär oder Marderhund sein Naturleis-
tungszeichen ablegt. Dies sollte dann
eben auch in der Ahnentafel seinen Nie-
derschlag finden.
Der zwingende Einsatz eines Verbandsrich-
ters für die Vergabe des LZ SchwhN,
anstatt wie bisher zweier jagderfahrener
Zeugen, erscheint gleichfalls alles andere
als praktikabel und praxisgerecht. Dies
spricht von einem fast „obrigkeitsstaatli-
chen“ Misstrauen gegenüber der Jäger-
schaft, das – ungeachtet der Existenz man-
cher schwarzer Schafe – doch wohl fehl am
Platz ist. Aber nicht nur in diesem Zusam-
menhang können unzureichend durch-
dachte Reformen auch das Vereinsleben
belasten.
Ohne Zweifel ist es so, dass die Dualität
zwischen Jägern und Liebhabern sich im
DTK seit 1888 bestens bewährt hat. Eine
Tradition, die der Verein nicht einfach so
über Bord werfen kann und soll. Genau
dies steht aber zu befürchten, da aus nahe
liegenden Gründen für die eher leistungs-
orientierten Jäger das Ausstellungswesen
nur von nachgeordneter Relevanz ist. Die
Jäger, die einen Teckel zur Jagd führen und
diesen für die Jagd benötigen, werden
nämlich durch das breit aufgestellte Ange-
bot an Prüfungen und Ausbildungskursen
an die jeweiligen Ortsgruppen „gebun-
den“, aber eben auf der „Arbeitsschiene“.
Dieses Angebot sollte der DTK als „Dienst-
leister“ auf keinen Fall durch eine „Ver-
schlankung“ der Prüfungsmöglichkeiten,
also des Angebotes, schmälern. Letztlich
sind es eben die Jäger, die ihre Reviere zur
Verfügung stellen und somit eine tragende
Säule im Prüfungsgeschehen des Vereines
sind. Sicherlich ist dabei die Anzahl der in
der Ahnentafel vermerkten Leistungszei-
chen nicht in erster Linie entscheidend.
Für die jagdliche Praxis ist der intensive
Kontakt zwischen Führer und vierbeinigem
Jagdgefährten bei den arbeitsbezogenen
Prüfungsvorbereitungen, gerade für den
letzteren, aber ein definitiver Gewinn. Er
fördert die Teamfähigkeit von Hund und
Jäger mit Blick auf das jagdliche Geschehen
in einer ganz besonderen Art und Weise.
Dieser differenzierten und gleichzeitig
breiten Arbeit von Hund und Führer steht
aber auch die kritisch zu bewertende Ver-
schmelzung von verschiedenen Prüfungen,
wie z. B. der Waldsuche und der Stöberprü-
fung, entgegen.
Hier ist, wie bei vielen Anträgen, nur der
Gedanke einer vordergründigen „Brauch-
barkeit“ und einer scheinbaren Effizienz-
steigerung durch „Wegkürzen“ zu Ende
gedacht. Für einen Zuchtverein, der der
DTK aus Tradition und von der Überzeu-
gung seiner Gründer her ist, wird sich das
als gefährliche Kurzsichtigkeit erweisen. Es
gibt nun einmal einen deutlichen Unter-
schied zwischen einemHund, der koopera-
tiv mit dem Hundeführer Strecke machen
will wie bei der Waldsuche, oder einem
Hund, der solitär in der Tiefe der Dickung
Wild findet und dieses vor die Schützen
bringt.
Ein Hund, der in der Lage sei, beide Prüfun-
gen zu meistern, also umschalten kann
und eine hohe Flexibilität und ein Ver-
ständnis für die Aufgabenstellung auf-
weist, ist deswegen ungleich wertvoller für
die Zucht, was nur in differenziertem Prü-
fungsgeschehen zu ermitteln und heraus-
zustellen ist. Dies gilt vor allem, und hier
spricht der Autor besonders auch als Jagd-
praktiker wie als Delegierter des DTK, in
der Zeit der steigenden Schalenwildbe-
sätze, in denen der Teckel als Stöberhund
gefragter denn je ist. Dieses Feld muss
man mit guten Hunden besetzen, und um
diese zu finden, benötigt man ein Prü-
fungssystem, das auch Feinheiten berück-
sichtigt. Dies ist zudem ein Alleinstellungs-
merkmal des Deutschen Teckelklubs als
Zuchtverein gegenüber den Kreisgruppen
der Jägerschaft und anderen Prüfungsver-
einen im JGHV.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die ange-
dachten Änderungen und Anträge weder
aus kynologisch-wissenschaftlicher (man-
gelnde Berücksichtigung der Frühförde-
rung) noch aus züchterischer Sicht (Fehlen
differenzierter zuchtrelevanter Erkennt-
nisse aus den „reformierten“ Prüfungen)
zielführend sind.
Es steht darüber hinaus zu befürchten,
dass das bislang von zwei Säulen (Hunde-
freunde und Jäger) getragene Vereinsleben
darunter leidet.
Stefan Fuß
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