Teckel
&
Jagd
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6 · 2019
Kommt es zu Störungen im Zyklus, ist dies
vor allem für Besitzer von potenziellen
Zuchthündinnen eine Herausforderung.
Hier muss man unterscheiden, ob es sich
um eine wirkliche Zyklusanomalie handelt
oder nur um ein individuelles Zyklusmus-
ter der Hündin. Denn gerade bei Hündin-
nen gibt es eine große Bandbreite an Varia-
tionen, was die Dauer und die Ausprägung
der Symptome angeht. Im Folgenden fin-
den Sie einige der Ursachen für Zyklusano-
malien bei der Hündin.
Weiße Läufigkeit
Bei der weißen Läufigkeit oder „stillen
Hitze“ zeigt die Hündin keinerlei klinische
Anzeichen, die auf eine Läufigkeit hindeu-
ten. Hier fehlt zum Beispiel der Ausfluss,
daher wird diese Abweichung auch als tro-
ckene Hitze bezeichnet. Allerdings sind
diese Hündinnen hormonell aktiv und kön-
nen trotzdem einen normalen Zyklus
haben. Dieser sollte mithilfe einer Zytolo-
gie, Vaginoskopie und einer Hormonbe-
stimmung überwacht werden. Hat die
Hündin Eisprünge, dann könnte die Hündin
durchaus auch gedeckt werden (2, 3). Laut
Goericke-Pesch sind insbesondere junge
und rangniedere Hündinnen betroffen,
während die eigentliche Ursache dafür
noch unklar ist (4).
Split-Östrus
Der Split-Östrus ist eine sogenannte
„geteilte Läufigkeit“. Meist beginnt die
Läufigkeit mit ihren typischen klinischen
Anzeichen und ist bereist nach ein paar
Tagen wieder beendet. Sie beginnt dann
später erneut. Laut Wehrend schließt sich
in der Regel an die zweite Läufigkeitsphase
eine Ovulation an, die dann zum Decken
genutzt werden kann (6). Ein erfolgreicher
Deckakt kann nur ablaufen, wenn bei der
Hündin hormonell der normale Ablauf
stattfindet und die Hündin zudem natür-
lich klinisch gesund ist. Dies ist oftmals
beim Abbruch der Hitze nicht der Fall und
daher kann es bei versuchtem Deckakt
zum Leerbleiben der Hündin kommen. Die
zweite Hitze beginnt meist zwei bis zehn
Wochen nach dem Abbruch. Ein Split-Östrus
kann in jedem Alter auftreten, wird aber
häufiger bei jungen Hündinnen gesehen.
Die Ursache hierfür ist ebenfalls unklar. Es
wird aber eher ein „Verhaltensproblem“
dahinter vermutet (7). Ein Beispiel aus der
Paxis für die geteilte Läufigkeit ist eine
junge Hündin, die am Anfang ihrer Hitze in
eine Hundepension gebracht wurde und
dann die Hitze abgebrochen hat. Diese
Hündin hat die Hitze nach Wochen wieder
aufgenommen und in darauf folgenden
Läufigkeiten keinerlei Abweichungenmehr
gezeigt.
Verlängerte Läufigkeit
Laut A. Davidson handelt es sich um eine
verlägerte Läufigkeit, wenn die Hündin
mehr als 21 bis 28 Tage blutet mit gleich-
zeitiger Atraktivität für den Rüden (8).
Mögliche Ursachen für die verlängerte
Läufigkeit können hormonelle Imbalancen
durch Zysten auf den Eierstöcken sein oder
auch Tumore, die hormonell aktiv sind.
Zudem kann auch eine Veränderung im
Bereich der Nebenniere oder der Leber als
Ursache infrage kommen (2, 8, 9).
Verkürzte Läufigkeit
Von einer verkürzten Läufigkeit ist die
Rede, wenn die Läufigkeitssymptome
unter zehn Tagen liegen. Diese sollte man
immer vom Split-Östrus abgrenzen (2).
Verkürzter Zyklus
Es gibt verschiedene wissenschaftliche
Meinungen, wann man von einem verkürz-
ten Zyklus spricht. Von unter fünf bis unter
vier Monaten ist in der Literatur die Rede
(10). Hierbei geht es immer um den Zeit-
raum von einer Läufigkeit bis zur nächsten.
Eine mögliche Ursache hierfür kann zum
Beispiel ein Mangel an Progesteron sein,
der zu einem vorzeitigen Abbruch des Zyk-
lus/Trächtigkeit führt (2). Weitere Ursa-
chen für den verfrühten Eintritt in die
nächste Läufigkeit können das Ausbleiben
von Eisprung und Gelbkörperphase oder
ein vorzeitiger Mangel an Gelbkörperhor-
monen sein. Eventuell ist dies auch durch
eine zentrale Störung der Steuerung der
Sexualhormone verursacht (10, 11). Bei
einigen Rassen (zum Beispiel dem Deut-
schen Schäferhund) scheint eine Prädispo-
sition für ein verkürztes Intervall zwischen
den Läufigkeiten vorzuliegen. Hier ist von
einem Intervall von drei bis vier Monaten
die Rede. Dieses führt dann oftmals zu
einer geringeren Reproduktivität. Es wird
eine erbliche Komponente dahinter ver-
mutet (9, 11).
Bei einem verkürzten Zyklus muss man
immer hinterfragen, warum genau dieser
verkürzt ist und in welcher Phase die Ver-
änderung stattfindet. Sind zu wenige
Gelbkörperhormone vorhanden und wird
dadurch der Metöstrus/Trächtigkeit abge-
brochen, kann dies hormonell behandelt
werden. Auch ein verkürzter Anöstrus ist
nicht optimal und kann die Fruchtbarkeit
beeinflussen. Die Gebärmutter braucht
nämlich einen gewissen Zeitraum, um sich
wieder zu regenerieren.
Keine Läufigkeit vorhanden
(primäre Anöstrie)
Darunter versteht man ein vollständiges
Ausbleiben der Läufigkeitssymptome. Hier
muss man differenzieren zwischen dem
Ausbleiben der Hitze bei jungen, adulten
oder älteren Hündinnen. Wenn Besitzer
noch nie eine Läufigkeit bei ihrer Hündin
bemerkt haben, kann diese auch eine stille
Hitze durchlaufen haben oder die Hündin
ist noch nicht in die Pubertät gekommen.
In der aktuellen Literaturstudie von Arlt
werden einige Ursachen für die Anöstrie
zusammengefasst: Chromosomenanoma-
lien, die zu einer Vermännlichung oder
einer Veränderung des Geschlechtstrakts
führen, Abweichungen in der Steuerung
der Sexualhormone, Missbildungen der
Eierstöcke. Zudem werden hier auch syste-
mische Grunderkrankungen wie eine
Nebennierenüberfunktion
oder
eine
Schilddrüsenunterfunktion als Ursache für
das vollständige Ausbleiben einer Hitze
angemerkt (2).
Eine Hündin kann bis ins hohe Alter Symp-
tome der Läufigkeit zeigen. Meistens sind
die Symptome jedoch abgeschächt und die
Intervalle verlängern sich (12). Gerade bei
älteren Hündinnen ist hier vermehrt Vor-
sicht geboten, wenn es um Veränderungen
im Zyklus geht. Denn das Risiko einer
Pyometra (Gebärmuttervereiterung) steigt
mit zunehmendemAlter an (13). Hier sollte
der Besitzer, abgesehen von den bespro-