Teckel
&
Jagd
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|
6 · 2019
N
ach ausführlicher Beschäfti-
gung mit den Anträgen auf
Änderung der Prüfungsord-
nung und Betrachtung dersel-
ben aus verschiedenen Blickwinkeln, sei es
als aktiver Jäger, Züchter oder Teckelführer,
JGHV-Richter, Delegierter oder Vorsitzen-
der einer Teckelgruppe, kann man eigent-
lich nur eine bedenkliche Haltung zu dem
einnehmen, was zurzeit auf verschiedenen
Ebenen im DTK in diesem Zusammenhang
diskutiert wird.
Viele der angedachten Neuerungen sind
nämlich weder notwendig noch zielfüh-
rend. Im Gegenteil: Die Möglichkeiten zur
Evaluation der Zucht und zur Förderung
der Leistung des deutschen Jagdteckels
werden im Falle des Zustandekommens
ungemein erschwert. Dies steht aber im
Mittelpunkt bisherigen Prüfungsgesche-
hens, das eben kein zweckfreies „l’art pour
l’art“ darstellt, sondern dem (mindestens
bisher) eine klare Funktion zugewiesen ist.
So heißt es im § 1 der zur Zeit gültigen Prü-
fungsordnung: „… Die hierbei gezeigten
Leistungen
werden
zuchtbuchmäßig
erfasst, um den Züchtern die Auslese für
die Teckelzucht zu erleichtern.“ Diesen Satz
darf man getrost als essenziell betrachten.
Auch wenn seit Jahren eine gewisse Ver-
wässerung dieses Zieles bedauerlicher-
weise festzustellen ist. Dies geht in eine
Richtung von einem eingeschränkten Prü-
fungssystem, das lediglich nur noch dazu
taugt, den Hunden eine Leistungsüberprü-
fung im Sinne der Brauchbarkeit der Lan-
desjagdgesetze abzuverlangen.
Weitere zuchtnotwendige Gesichtspunkte
bleiben bei einer Umsetzung der jetzt in
der Diskussion stehenden Anträge auf der
Strecke. Eine entsprechend geänderte Prü-
fungsordnung kann nicht mehr als Funda-
ment der jagdlichen Leistungszucht des
Teckels dienen. Die Prüfungsordnung des
DTK soll und muss aber das Werkzeug sein,
um die Zucht in Bezug auf den Jagdge-
brauch zu steuern, zu lenken und zu evalu-
ieren.
Mehrere Anträge zur Änderung der Prü-
fungsordnung befassen sich dagegen mit
der Altersbegrenzung der Hunde auf Prü-
fungen in einer Art und Weise, die diesem
zentralen Ziel, dieser essenziellen Funktion
geradezu entgegenlaufen. So wird zum
Beispiel das Mindestalter für die Schuss-
festigkeitsprüfung und denWassertest auf
mindestens fünf Monate festgesetzt. Das
hat zur Folge, dass auch kein Hund früher
seinen Spurlaut auf einer Prüfung nach-
weisen kann. Gerade die Frühreife ist aber
aus züchterischer Sicht gesehen eines der
wertvollsten Güter.
Je früher und intensiver ein Verhalten, wie
die Wesensfestigkeit, der Laut, aber auch
die Wasserfreude und der Wille zur Koope-
ration, gezeigt und ermittelt werden kann,
umso besser für die Zucht und umso klarer
ist die Aussage in diesem Zusammenhang.
Betrachtet man das Ganze weiter, so ist
auch eine Altersbegrenzung bei der Vp und
VpoSp kontraproduktiv, zumindest im
Sinne der Zucht, aber auch aus der Sicht
der Praxis und des Praktikers. In eklatan-
temMissverhältnis zu den zwölf Monaten,
die nach erfolgter Änderung der PO ein
Hund alt sein müsse, um an einer Vielsei-
tigkeitsprüfung des DTK teilnehmen zu
dürfen, steht dann die Möglichkeit, mit
neun Monaten die Eignungsbewertung am
Bau zu absolvieren, um sich im Anschluss
das Leistungszeichen BhN erarbeiten zu
können. Dies ist aus der Sicht des Züchters,
des Hundeführers wie des Jagdpraktiker
schlicht nicht nachvollziehbar. Wie kann es
sein, dass der Teckel bei entsprechender
Veranlagung mit neun Monaten bereits
dazu fähig sein soll, unter der Erde am
Dachs, Fuchs oder Waschbär zu arbeiten,
aber nicht mental in der Lage sein soll, eine
Vielseitigkeitsprüfung zu verarbeiten? Da
fragt man sich doch, wo das Risiko einer
Verletzung gegeben ist und wo nicht?
Gerade ein Hund, der in der Lage ist, im
jungen Alter eine Vielseitigkeitsprüfung zu
bestehen, zeigt doch neben der wertvollen
Frühreife auch ein großes Maß an Flexibili-
tät, an Wille zur Kooperation, an Arbeits-
freude. Ein Junghund, der sich in diesem
Alter innerhalb kürzester Zeit auf diffe-
rente Aufgaben einstellen kann und fähig
ist, Leistung abzurufen und auf den Punkt
zu liefern, ist züchterisch wertvoll. Deswe-
gen muss den Züchtern auch weiterhin die
Möglichkeit gegeben werden, diese Leis-
tungen herauszufiltern.
Weiter ist in diesem Kontext zu bedenken,
dass mit Ausnahme weniger Enklaven, der
Hasenbesatz fast flächendeckend deutlich
zurückgeht. In vielen Regionen stellt das
die Hundeführer bereits jetzt vor erhebli-
che Probleme, die Hunde ordentlich – mit
der Überprüfung des Spurlautes – auf die
entsprechenden Prüfungen vorzubereiten.
Dagegen stellen die anderen, nun geplan-
ten sogenannten Lautnachweise, eigent-
lich bisherige Selbstverständlichkeiten auf
die gleiche Stufe wie eine der wesentlichen
Kernkompetenzen des Teckels – den Spur-
laut nämlich.
Diesen dann noch als Zugangsvorausset-
zung für die Schweißprüfungen zu fordern,
wie es weiterhin bei den Anträgen zur
Neuordnung vorgesehen ist, kann weder
der Sache dienlich noch von irgendeinem
praktischen Nutzen sein. Sicherlich leistet
der Teckel Hervorragendes am langen Rie-
men bei der Totsuche. Trotzdem gehört
„Der DTK ist in
erster Linie
ein Zuchtverein!“
Kritische Bemerkungen eines Züchters, Hundeführers
und Jagdpraktikers zu den projektierten Änderungen
der Prüfungsordnung.