Teckel
&
Jagd
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6 · 2019
Dr. Heydeck:
Herr Dr. Manz, welche Test-
prinzipien bei Gentests gibt es und was ist
bei der Einschätzung ihrer Anwendbarkeit
zu beachten?
Dr. Manz:
Wenn sicher ist, dass eine
bestimmte Mutation in einem einzelnen
Gen für ein Merkmal ursächlich ist, oder
zumindest stark prädisponiert, dann
macht ein solcher Test in der Tat Sinn. Der
Test müsste außerdem sicher zwischen
den möglichen Genotypen einer Probe
unterscheiden können. Ein Test ist also
dann anwendbar, wenn sich mindestens
die folgenden zwei Fragen mit „Ja“ beant-
worten lassen: Ist die untersuchte Muta-
tion eine maßgeblich Ursache für das
Merkmal? Ist das Nachweisverfahren
methodisch in der Lage, das Vorliegen der
Mutation sicher zu erkennen? Sind die in
einem Testverfahren verwendeten Marker,
oder Kombinationen davon, lediglich als
„assoziiert“ beschrieben und keine nach-
prüfbaren Studien zur Aussagefähigkeit
verfügbar, fehlen die entscheidenden
Angaben, die für die Anwendung erforder-
lich sind.
Dr. Heydeck:
Was versteht man unter dem
Begriff „Validierung eines Tests“ und
warum ist das notwendig?
Dr. Manz:
Neue Gentests resultieren meis-
tens aus wissenschaftlichen Studien, in
denen die Genome von Tieren, die das Ziel-
merkmal aufweisen, mit den Genomen von
Tieren verglichen wurden, die dieses Merk-
mal nicht haben. Finden die Wissenschaft-
ler dabei statistisch signifikante genetische
Unterschiede zwischen beiden Gruppen, so
erfolgt in der Regel eine Publikation der
Ergebnisse in einer Fachzeitschrift. Aus die-
sen Informationen anschließend ein Test-
verfahren zu entwickeln und zu validieren,
ist aber ein Schritt, den viele Wissenschaft-
ler nicht mehr selbst vornehmen (wollen).
Eine unabhängige Validierung ist aber
erforderlich, um zu gewährleisten, dass der
Gen
tests
in der
Hundezucht
Gentests finden auch in der Hundezucht zunehmend Verwendung – mit einer
kaum überschaubaren Anzahl neuer Anbieter und Tests. Umso wichtiger ist
es, sich die entsprechenden Tests hinsichtlich ihrer Nützlichkeit für die
züchterisch betreute Population genau anzuschauen. Eine dritte Institution,
die dies vor Markteinführung von Tests tun würde, gibt es nicht! Die möglichen
Konsequenzen einer Unterlassung sollen im nachfolgenden Interview am
Beispiel einer Studie des Vereins für Deutsche Schäferhunde e.V. (SV) erläutert
werden. Dr. Eberhard Manz, der die molekulargenetischen Untersuchungen zur
Validierung Hüftdysplasie-(HD-)Tests der Tierärztliche Hochschule (TiHo)
Hannover betreut hat, erklärt darin Hintergrund, Vorgehen und Ergebnisse
der Studie. Dr. Dagmar Heydeck, befragt dazu Dr. Eberhard Manz.
Liebe Züchter und Teckelfreunde,
das Angebot an Gentests in der Hundezucht wächst unvermindert zu einem lukrativen Wirtschaftszweig. Lizensierende Labors „laden dazu
ein“, mit neuen Tests gar Testpaketen in puncto Gesundheit unserer Hunde präventiv tätig zu werden. Fragt man bei den Anbietern Details
zu Testentwicklungen nach, so sind diese vielfach leider nicht in der Lage oder willens, diesbezüglich Auskünfte zu erteilen.
Nachstehender Beitrag beschreibt an einem praktischen Fallbeispiel, dass die Aussagefähigkeit von Gentests in der Hundezucht nicht ohne
Weiteres rasse- und länderübergreifend zutreffend sind. Die Aussagefähigkeit dieser Gentests sollte deshalb grundsätzlich kritisch hinter-
fragt werden bzw. einer populationsbezogenen Bewertung (Validierung) unterzogen werden.
Schärfen Sie mit dieser Lektüre Ihren Blick und den Umgang mit „Gentests in der Hundezucht“
Ihre Heidrun Odenweller-Klügl, Bundeszuchtwartin