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4 · 2019
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Teckel
&
Jagd
zum Beispiel durch Trauma, Toxine, Ent-
zündungen oder wenn die Schutzfunktion
des Auges (Tränenfilm, Augenlidbewe-
gung) komprimiert ist. Systemische Erkran-
kungen wie Diabetes mellitus können zum
Beispiel zu einer Entwicklung einer Linsen-
trübung (Katarakt) führen, welche Blind-
heit und Entzündungen im Augeninneren
verursacht. Andere systemische Erkran-
kungen können zu Fett- oder Kristalleinla-
gerungen in der Hornhaut führen und das
Auge für Hornhautdefekte prädisponieren.
Erkrankungen der Augen können außer-
dem angeboren (kongenital) sein und als
solche entweder zufällig auftreten oder
von den Eltern vererbt werden (hereditär).
Erbliche Augenerkrankungen können auch
in späteren Lebensabschnitten auftreten.
Erbliche und vermutlich erbliche
Augenerkrankungen beim Teckel
Das europäische und amerikanische Col-
lege für Veterinärophthalmologie haben
die erblichen und vermutlich erblichen
Augenerkrankungen beim Teckel beschrie-
ben und aufgelistet. Die Anzahl der jeweils
betroffenen Tiere sowie der Rat dahinge-
hend, ob mit betroffenen Tieren gezüchtet
werden sollte, werden regelmäßig aktuali-
siert. Beim Teckel sind dies:
• Mikrophthalmie und multiple okuläre
Defekte (das Auge ist zu klein und es
können Defekte der Strukturen im
Augeninneren vorhanden sein)
• Entropium (Einrollen des Augenlids)
• Distichien (Haare wachsen an der
falschen Stelle aus dem Augenlidrand)
• Dermoid (Inseln von Haut und Haaren
auf dem Augapfel oder der Bindehaut)
• Punktförmige Keratitis (immunvermit-
telte Entzündung der Hornhaut)
• Chronische superfizielle Keratitis
(immunvermittelte Entzündung der
Hornhaut)
• Hornhautdystrophie (Einlagerungen in
der Hornhaut, welche zur Trübung
führen)
• Iriskolobom (Lücke in der Iris)
• Persistierende Pupillarmembran (embry-
onale Blutgefäße in der vorderen Augen-
kammer, welche sich nicht zurückgebil-
det haben)
• Katarakt (eine Trübung der Linse)
• Persistierende Tunica Vasculosa Lentis
(embryonale Blutgefäße im Augeninne-
ren, welche sich nicht zurückgebildet
haben)
• Retinadysplasie (abnormale Entwicklung
der Netzhaut mit Faltenbildung)
• Progressive Retina Atrophie (bekannt als
PRA, fortschreitende Schädigung der
Netzhaut mit Verlust des Sehvermögens)
• Kolobom des Sehnervs
(unvollständiger Sehnerv)
• Hypoplasie des Sehnervs
(Unterentwicklung des Sehnervs)
• Uveo-dermatologisches Syndrom (eine
immunvermittelte Erkrankung, welche
Entzündungen des Auges und der Haut
verursacht)
• Neuronale Zeroid-Lipofuszinose (erbliche
Speicherkrankheit, welche zur Erblin-
dung und anderen neurologischen Sym-
ptomen führen kann)
Erbliche Augenerkrankungen
Nachfolgend werden die Erbkrankheiten
erörtert, welche für Teckel in Deutschland
bedeutend sind.
Persistierende Pupillarmembran (PPM) ist
die häufigste vermutlich erbliche Augener-
krankung beim Teckel. Die Pupillarmem
bran formt sich während der Entwicklung
des Auges und sie ist ein von der Iris fort-
führendes Blutgefäßsystem, welches die
Pupille überspannt und der Versorgung der
Linse während der embryonalen Entwick-
lung dient. Die Membran sollte sich spätes-
tens drei bis sechsWochen nach der Geburt
zurückgebildet haben. Kommt es jedoch zu
einer unvollständigen Rückbildung, nennt
man sie persistierende Pupillarmembran.
Diese kann, je nach Lokalisation, mit der
Iris, der Linse und/oder der Hornhaut in
Kontakt stehen. Bei Verbindungen mit der
Linse und Hornhaut können Trübungen
auftreten, Verbindungen von Iris zu Iris
haben in der Regel keinen Einfluss auf das
Sehvermögen. Persistierende Pupillarmem-
branen treten sehr häufig auf und 8,4 Pro-
zent der untersuchten Teckel des DTK
waren in der Studie zwischen 1998 und
2011 betroffen. PPMs gelten bei einigen
Hunderassen als erblich, beim Teckel wird
dies aufgrund der hohen Prävalenz stark
vermutet. Eine persistierende Pupillar-
membran mit der Lokalisation von Iris zu
Iris tritt häufig auf und die Entscheidung
darüber, ob das betroffene Tier zur Zucht
verwendet werden sollte, wird den Züch-
tern überlassen. Liegt eine Membran mit
Verbindung zur Linse oder der Hornhaut
vor, wird von der Zucht abgeraten, da es in
diesem Fall zur Beeinträchtigung der Pupil-
lenfunktion oder zur Entwicklung von Lin-
sentrübungen kommen kann.
Distichien sind Haare, welche aus den Mei-
bomschen Drüsenöffnungen am freien
Lidrand austreten. Es wird zwischen wei-
chen und harten Distichien unterschieden
und diese können der Hornhaut zu- oder
abgewandt sein. Harte oder der Hornhaut
zugewandte Distichien können eine Irrita-
tion oder sogar oberflächliche Verletzun-
gen der Hornhaut verursachen. Ektopische
Zilien treten an der Innenseite des Augenli-
des aus der Bindehaut aus und haben
durch ihre Wachstumsrichtung ein höhe-
res Risiko die Hornhaut zu verletzen. Disti-
chien und ektopische Zilien werden häufig
bei jungen Hunden diagnostiziert, können
jedoch auch im späteren Alter auftreten.
Die Diagnose wird am ehesten durch die
Untersuchung mit einer Spaltlampe
gestellt, da die kleinen Haare häufig hell
und mit dem bloßen Auge schlecht sicht-
bar sind. Therapieoptionen variieren mit
dem Schweregrad des Befundes. Warnhin-
weise sind vermehrtes Kratzen oder Rei-
ben des Auges, wässriger Augenausfluss,
rote Bindehäute und Veränderungen der
Hornhaut.
Distichien und ektopische Zilien sind mit
einer Prävalenz von 6,7 Prozent die am
zweithäufigsten diagnostizierten Erkran-
kungen bei untersuchten Teckeln des DTK.
Kurzhaarige Teckel waren mit 10,9 Prozent
Teckel mit beidseitigem Entropium des Unterlides (Dr. B. Lohmann)
Mischling, 2 Jahre mit PPM Iris zu Linse und
Katarakt (RVC)