Teckel
&
Jagd
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4 · 2019
Zielsetzung
Eine Pilotstudie dient der koordinierten
Erfassung des Gesundheitsstaus innerhalb
einer bestimmten Rasse, aufgrund einer
speziellen Fragestellung. Kardiologische
Fragestellung werden bei den Vereinen
unter dem Dach des VDH e.V. vonseiten
des Collegium Cardiologicum e.V. durchge-
führt. In den letzten 15 Jahren wurden eine
ganze Reihe von Projekten durchgeführt.
Manche wurden erfolgreich abgeschlos-
sen. Andere wiederum als dauerhafte
Pflichtuntersuchungen für die Zuchtzulas-
sung etabliert. Meistens kommt es zur
Kontaktaufnahme eines Vereins über den
Zuchtverantwortlichen mit dem CC. Die
Durchführung einer Pilotstudie verläuft
nach dem Phasenmodell des VDH e.V.
Was ist Phasenmodell?
Der VDH hat zur Bekämpfung von erbli-
chen Erkrankungen ein Phasenmodell
erstellt, welches sich als Leitlinie für eine
spezifische Problemlösung auch im Rah-
men der Herzerkrankungen bewährt hat.
Die erste Phase umfasst das Sammeln von
Untersuchungsdaten. Die zweite Phase ist
die der Auswertung und Analyse. Es wer-
den Erkrankungshäufigkeit (Prävalenzen)
und die verschiedenen Grade der Krank-
heit bestimmt. Danach werden für die
dritte Phase die Auswirkungen der Selekti-
onskriterien auf die landesweite Popula-
tion errechnet. Die Selektionskriterien der
dritten Phase sind dann Vorgaben für die
Zuchtanerkennung und fließen in die
jeweilige Zuchtordnung ein.
In der ersten Phase werden also „nur“
Daten gesammelt. Um auch die kritischen
Stimmen mit in das U-Boot (Untersu-
chungsboot) zu holen, ist die anonyme
Erfassung der Untersuchungsergebnisse in
der Regel der Schlüssel zum Erfolg, den
kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden.
Das Prinzip war schon bei mehreren Rasse-
zuchtvereinen erfolgreich. Denn anonyme
Daten sind für die Analyse genauso wert-
voll wie die mit Klarnamen.
Was verbirgt sich hinter dem CC e.V.?
Das Collegium Cardiologicum e.V. wurde
2003 auf Betreiben der in Deutschland kar-
diologisch tätigen Tierärzte in Zusammen-
arbeit mit dem VDH e.V. und den tierärztli-
chen Berufsvertretungen des BpT (Bundes-
verband praktischer Tierärzte) und der
DGK-DVG (Deutsche Gesellschaft für
Kleintiermedizin in der Deutsche Veteri-
närmedizinischen Gesellschaft) mit seiner
Arbeitsgruppe Kardiologie gegründet.
Ziel war es, eine Qualitätssicherung der
kardiologischen Zuchtuntersuchung zu
gewährleisten. Jeder Anwärter auf die Mit-
gliedschaft muss eine theoretische und
praktische Prüfung absolvieren. Da es in
der universitären Ausbildung der Tierärzte
eine Qualifizierung mit diesem Schwer-
punkt nicht gibt, bietet das CC die postuni-
versitäre Ausbildung und Qualifizierung
an. Jeder kardiologisch interessierte Tier-
arzt in Deutschland hat die Möglichkeit
Mitglied zu werden. Die Prüfungen werden
jährlich an der Universität Gießen und
München abgehalten.
Das CC hat als Leitziel die Verbindung von
Wissenschaft und Praxis in der Präambel
und bietet Zuchtvereinen eine qualifizierte
kardiologische Untersuchung an. Wir sind
ca. 50 Untersucher auch mit Kollegen in
Österreich, der Schweiz und den Nieder-
landen.
Seit nunmehr 21 Jahren arbeiten deutsche
Kardiologen mit verschiedenen Zuchtver-
einen zusammen. Seit 15 Jahren bieten wir
im Namen des CC e.V. qualifizierte Herzun-
tersuchungen an, ähnlich wie der DOK im
Bereich der Augenerkrankungen oder die
GRSK mit der einheitlichen Auswertung
von HD- und ED-Aufnahmen.
Die Daten offizieller Herzuntersuchungen
aller CC-Mitglieder werden zentral in einer
Datenbank gesammelt. Diese ermöglicht
es uns einen Überblick über die Herzge-
sundheit bei den verschiedenen Rassen in
Deutschland zu bekommen. Die mit uns
zusammenarbeitenden
Zuchtvereine
bekommen die Daten ihrer Untersuchun-
gen als Statistik kostenfrei zur Verfügung
gestellt. Wichtig ist es uns zu betonen,
dass die Zuchthoheit immer in Händen des
jeweiligen Vereins und deren Mitglieder
bleibt. Allerdings können wir bei der Frage,
wo die Grenze für einen „noch herzgesun-
den Hund“ liegt, beratend helfen. Dazu
müssen wir regelmäßig die neuesten
Daten aus der Literatur analysieren und
mit unseren Mitgliedern kommunizieren.
Das beinhaltet permanente Schulung
unserer Untersucher auf unseren regelmä-
ßigen Treffen.
Wie kommt es zu einer Pilotstudie?
Tritt der Zuchtverantwortliche eines Ras-
sehundezuchtverbandes an uns heran, so
sind unserer Erfahrung zurfolge die Diskus-
sionen rund um die Herzgesundheit der
jeweiligen Hunde im vollen Gange. Gegner
und Befürworter bilden gespaltene Lager
und diskutieren um den Sinn und die Not-
wendigkeit einer Herzuntersuchung.
So haben wir z. B. 2009–2012 bei Saluki
und Afghanen im DWZRV und von 2011–
2013 eine Pilotstudie bei den Dt. Doggen
im DDC e.V. erfolgreich durchgeführt.
Wie sollte so eine Studie aussehen?
Eine objektive Studie zur Herzgesundheit
beim Teckel in Deutschland muss auf
breite Akzeptanz der beteiligten Züchter
und Liebhaber bauen. Die anonymisierte
Erfassung hat sich bereits als Methode
bewährt, ist aber sicherlich für manche
Beteiligten zu wenig. Die Vertraulichkeit
der Daten wurde bei den Vertretern der
Rassen, die das Prozedere hinter sich
haben, immer gewahrt. Die Datenerhe-
bung muss repräsentativ sein. D. h., am
Ende einer Studie müssen auch ausrei-
chend ältere Zuchttiere in der Statistik
sein.
Ansonsten macht die Erfassung keinen
Sinn. Wertvoll für die Auswertung sind
natürlich die in der Zucht befindlichen
älteren Rüden und Hündinnen ab fünf bis
sechs Jahren. Würde man nur diese unter-
suchen, käme man schneller zum Ziel einer
statistisch aussagefähigen Anzahl von
Hunden. Die regelmäßige Wiederholung
der Untersuchung nach etwa zwei Jahren
im Rahmen der Pilotstudie ist bei der Endo-
kardiose notwendig, da wir variable Anga-
ben über das durchschnittliche Auftreten
der Erkrankung haben.
Anmerkung: diese Empfehlung wurde bei-
spielhaft aus den Erfahrungen beim Cava-
Fragen und
Antworten
Mögliche Pilotstudie
des DTK e.V.