Der Dachshund 4-2019 - page 4

Teckel
&
Jagd
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4 · 2019
Heidrun Odenweller-Klügl (HOK):
Seit
mehr als 56 Jahren sind Sie unserer Rasse
verbunden. Die Liste Ihres ehrenamtlichen
Engagements im Teckelklub und Ihrer
Erfolge in der Gebrauchs- und Formarbeit
umfassen gelistet mehr als „eine DIN-A4-
Seite“. Was hat Sie über eine solch lange
Zeit an diese Rasse gebunden?
Marianne Wein-Gysae (MWG):
Dackel
waren seit meiner frühesten Kindheit im
Haus und auf der Jagd immer meine
Begleiter – es waren immer Kurzhaar: Ein-
mal Teckel, immer Teckel. Meine Stamm-
hündin „Cora von der Schwerter-Altstadt“
zog 1962 bei mir ein.
HOK:
Was schätzen Sie an dem Kurzhaarte-
ckel im Besonderen?
MWG:
Er besticht durch seine Eleganz,
sein ausgewogenes und selbstsicheres
Wesen und die ihm angeborene jagdliche
Passion. Der Kurzhaarteckel ist pflege-
leicht – gut gefüttert und gut gehalten ist
halb geputzt.
HOK:
Sie sind seit dem Jahr 1963 aktives
Mitglied im Deutschen Teckelklub, gab es
besondere Erlebnisse als Züchter/Hunde-
führer, die Ihnen nachhaltig positiv in Erin-
nerung geblieben sind?
MWG:
Ja, in der Tat gibt es zahlreiche
Höhepunkte, so ist mir z. B. die 1. Europa-
Pokalprüfung über der Erde in Forst, von
Herrn Rothweil organisiert, in besonderer
Erinnerung geblieben. Ich nahmmit GS
1969 Cadett von Schlendrian teil. Hunde-
führer wurden damals zum Fährtenanfang
mit der Kutsche gefahren und am Fährten­
ende mit gleichem Gefährt wieder abge-
holt. Die gesamte Prüfung war ein Erlebnis!
Weiter ist mir der Europa-Pokal unter der
Erde (Bau) in Italien – Sala Baganza mit
dem Pokalgewinner GS 1970 Ede von
Schlendrian gegenwärtig sowie als weite-
res Beispiel die Teilnahme an der Bundes-
siegersuche, der letzten im Reinhardswald,
mit ISchCh 88 Ulinka von Schlendrian.
Weitere Höhepunkte im Formbereich
waren das Erringen diverser Ausstellungs-
titel meiner Hunde. Dazu gehörten Titel
wie Bundessieger, Europasieger, Internati-
onaler Schönheitschampion, Sieg des gro-
ßen Zuchtgruppenwettbewerbes anläss-
lich der Bundessiegerschau am 5.11.1967
in Essen, um nur einige zu benennen.
HOK:
Sie begleiten den Werdegang der
Kurzhaarteckel nunmehr im sechsten Jahr-
zehnt. Wenn Sie einen Blick auf die Entste-
hung der Rasse und deren Entwicklung der
vergangenen sechs Jahrzehnte werfen, wel-
che Bilanz ziehen Sie?
MWG:
Blicken wir zurück, so ist festzustel-
len, dass der Kurzhaarteckel im Laufe der
Jahre durch Höhen und Tiefen gegangen
ist. Laut Stammbuch Nr. 1 des Jahres 1890
war der Kurzhaarteckel in der Überzahl.
So wurden 1888 bei Gründung des Deut-
schen Teckelklubs 386 Kurzhaar-, drei
Rauhhaar- und fünf Langhaarteckel regis­
triert. Die Zahl der Kurzhaarteckel-Eintra-
gungen ging in Folge drastisch zurück,
dann aber gab es wirkliche Liebhaber die-
ser Rasse, die fest zu dem Kurzhaar hielten
und sehr gute Stämme aufbauten und
züchteten. An dem damaligen Aufbau der
Kurzhaarteckelzucht waren maßgeblich
folgende Linien beteiligt: „Schwaren-
bergs“, „die Asbachs“, „die Lichtensteiner“
und „die Elfentanner“, um nur einige zu
nennen, die noch heute in manchen Kurz-
haarteckel-Stämmen zu finden sind.
HOK:
Welche Persönlichkeiten unseres Ver-
eines verbinden Sie traditionell mit der
Kurzhaarteckelzucht?
MWG:
Einige Züchter, die sich in der Kurz-
haarzucht hervorgetan haben, sind: Dr. R.
Bandel, Dr. W. Muno, Ernst Kamphausen,
WilhelmMatthes, August Asbeck und
Luise van Daake. Ich hatte das Glück, einen
Großteil dieser Persönlichkeiten persön-
lich kennengelernt und aus ihremWis-
sensschatz gelernt zu haben.
HOK:
Wo steht die Rasse heute?
MWG:
Aus dem etwas tiefergestellten,
z. T. wenig gut behaarten – besonders an
der Unterseite, den Behängen und der
L
iebe Teckelfreunde, mit dem folgenden Interview freue ich mich, eine kleine Serie zum Themenbereich „Der Kurzhaar-
teckel/Der Rauhhaarteckel/Der Langhaarteckel – Gestern, Heute und Morgen“ mit Experten aus unseren Reihen zu
eröffnen. Bereits an dieser Stelle ein besonderes Dankeschön an Frau Marianne Wein-Gysae, die in der uns bekannten
Sachkompetenz zumKurzhaarteckel und der Teckelzucht insgesamt dieses Vorhaben unterstützte. Viel Spaß bei unse-
rer kleinen Zeitreise durch die Kurzhaarteckelzucht wünscht Ihnen Heidrun Odenweller-Klügl, Bundeszuchtwartin.
Serie:
Der Kurzhaarteckel/Der Rauhhaarteckel/Der Langhaarteckel – Gestern, Heute und Morgen
Interview mit
MARIANNE WEIN-GYSAE
Steckbrief
Marianne Wein-Gysae,
Zwinger „von Schlendrian“, Kurz-
haar-Normalteckel seit 1963.
Schwerpunkt:
Gebrauchsteckel,
schwarz-rot, 1. Wurf im Februar
1965.
Funktionen im DTK:
Gebrauchs-
richterin seit 1979, Formwertrichte-
rin seit 1984, Zuchtrichterin seit
1988, Verbandsschweißrichterin
seit 1993, VDH-Gruppenrichterin
seit 1994. Funktionen im Landes-
verband Niedersachsen: Landesver-
bandsvorsitzende von 2003–2011,
Landeszuchtwartin von 1994–
2011, langjährig verantwortlich für
die Öffentlichkeitsarbeit.
Publikationen:
Autorin des Buches
„Teckel, Dackel, Dachshund“, Falken-
Verlag, Verfasserin im Jahrhundert-
buch „Ein Blick zurück“ für die AG
Niedersachsen, Referentin für
diverse Fachvorträge.
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