Teckel
&
Jagd
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4 · 2019
von allen Teckel-Haararten am häufigsten
betroffen. Sie hatten im Vergleich zu allen
anderen Teckelgrößen und Haarart-Kombi-
nationen ein fast zweifaches Risiko betrof-
fen zu sein. In amerikanischen Studien
(ACVO Blue Book, 2017) waren sogar über
10 Prozent aller vorgestellten Teckel
betroffen. Die erbliche Grundlage wurde
für diese Erkrankung noch nicht bewiesen,
doch wird dies aufgrund der hohen Präva-
lenz stark vermutet. Tiere ohne klinische
Probleme können zur Zucht verwendet
werden. Tiere mit Distichien und deutli-
chen, wiederkehrenden klinischen Proble-
men und chirurgischen Eingriffen sollten
gegebenenfalls von der Zucht zurückgehal-
ten werden.
Katarakt (Grauer Star)
Eine Katarakt ist eine Trübung der Linse
oder der Linsenkapsel. Diese Trübungen
können in ihrer Größe und Form, der Loka-
lisation in der Linse, der Ursache, dem
Manifestationsalter und dem Fortschrei-
ten der Trübung variieren. Eine Katarakt
verhindert, dass Licht auf der Netzhaut
fokussiert wird. Das Sehvermögen wird
reduziert und wird schließlich auf die
Wahrnehmung von hell und dunkel
beschränkt. Da eine fortschreitende Kata-
rakt außerdem zu Entzündungen im
Augeninneren führen kann, kann sie eben-
falls eine Linsenluxation (die Linse fällt in
die vordere Augenkammer oder das hin-
tere Augensegment) oder ein Sekundär
glaukom (erhöhter Augeninnendruck) und
somit Schmerzen verursachen. Das Glau-
kom ist immer eine fortschreitende Erkran-
kung. Das heißt, wenn der Druck und
Schmerz nicht mehr kontrolliert werden
kann und der Patient blind ist, muss das
Auge eventuell entnommen werden. Kata-
rakte und ihre assoziierten Komplikationen
können in einer gründlichen Augenunter-
suchung diagnostiziert werden. Sie kön-
nen, wenn frühzeitig diagnostiziert und
behandelt, erfolgreich chirurgisch entfernt
werden um das Augenlicht wiederzuge-
winnen. Betroffene Tiere benötigen häufig
lebenslang Augenmedikamente, um die
Entzündung zu kontrollieren. Ist ein Tier
vom Grauen Star erblicher oder vermutlich
erblicher Genese betroffen, sollte es von
der Zucht ausgeschlossen werden. Von den
Teckeln des DTK, welche in den Jahren
1998 bis 2011 untersucht wurden, waren
insgesamt 3,9 Prozent von erblich beding-
tem Grauen Star betroffen. Katarakte wur-
den im Schnitt erst mit über viereinhalb
Jahren diagnostiziert. Männliche Tiere hat-
ten ein höheres Risiko betroffen zu sein.
Langhaarteckel und Rauhhaarteckel waren
doppelt so häufig betroffen wie Kurzhaar-
teckel. Die gute Nachricht ist, dass die Zahl
der Neuerkrankungen durch die regelmä-
ßigen Augenuntersuchungen zwischen
1998 und 2011 deutlich gesenkt werden
konnte. Von allen Teckeln, die 1993 gebo-
renwurden, waren 8,7 Prozent vomGrauen
Star betroffen, während von Hunden, die
in 2006 geboren wurden, nur noch 3,1 Pro-
zent betroffen waren.
Progressive Retinaatrophie
Progressive Retinaatrophie (PRA) ist ein
Überbegriff für eine Gruppe von erblich
bedingten Netzhauterkrankungen, bei der
es zur progressiven Zerstörung von Photo-
rezeptoren der Netzhaut kommt. Das Auf-
trittsalter und das Fortschreiten der
Erkrankung sind von der Form der PRA
abhängig. Eine PRA tritt immer in beiden
Augen auf und führt zur Erblindung. In den
meisten Fällen (klassische PRA) ist zunächst
eine Nachtblindheit feststellbar, bei der
erst die Stäbchen (Photorezeptoren für das
Sehen im Dunkeln) absterben. Ein wenig
später sterben auch die Zapfen, dies sind
Netzhautrezeptoren, welche für das Sehen
bei Tageslicht benötigt werden. Bei Teckeln
handelt es sich häufig um „Cone-Rod Dys-
trophies“, dies bedeutet, dass die Zapfen
(für das Sehen bei Licht) in erster Linie
betroffen und die Stäbchen (für das Sehen
im Dunkeln) folgen. Klinische Anzeichen
und der Auftrittszeitpunkt der Erkrankung
können variieren. Durch die Toxine, welche
von der absterbenden Netzhaut abgesto-
ßen werden und durch den Glaskörper zur
Linse gelangen, kann zusätzlich eine sekun-
däre Katarakt entstehen.
Häufig werden betroffene Tiere in einem
späten Stadium der Erkrankung vorge-
stellt, da sie sich, durch gute Anpassung an
ihre gewohnte Umgebung, nicht auffällig
blind verhalten und die Blindheit erst durch
einen Umgebungswechsel auffällt. Frühe
Anzeichen der Erkrankung können mit
einer gründlichen Untersuchung des
Augenhintergrundes festgestellt werden.
Die Nachtblindheit kann im abgedunkel-
ten Raum mit einem Hindernisparkour
demonstriert werden. Eine Diagnose kann
sowohl mit einem Elektroretinogramm
(Netzhautfunktionstest, ähnlich zu einem
Elektrokardiogramm/EKG für das Herz) als
auch mit einem Gentest (manchen PRA-
Formen) bestätigt werden. Die PRA ist ver-
erblich und mit betroffenen Tieren sollte
nur verantwortungsvoll gezüchtet werden
(siehe nachfolgende Erklärung). Von den
Teckeln des DTK, welche in den Jahren
1998–2011 untersucht wurden, waren ins-
gesamt 1,5 Prozent von PRA betroffen. Die
PRA-Fälle wurden im Schnitt mit fünfein-
halb Jahren diagnostiziert. Männliche
Hunde hatten im Vergleich zu weiblichen
Hunden ein doppelt so hohes Risiko betrof-
fen zu sein. Langhaarteckel waren am häu-
figsten betroffen. Vor allem bei der PRA
wurde die Zahl der Neuerkrankungen
durch die regelmäßigen Augenuntersu-
chungen zwischen 1998–2011 deutlich
Bild links: Zwergteckel, Langhaar, 15 Monate mit Distichien (Dr. S. Gordon)
Bild rechts: Zwergteckel, Langhaar, 13 Monate mit Distichien (RVC)
Bild links: Rauhhaarteckel, 7 Jahre, vollständige Katarakt sekundär zu Diabetes mellitus
(Dr. J. C. Rudnick). Bild rechts: Teckel mit erblicher, immaturer Katarakt (Linse ist noch nicht
vollständig trüb) (Dr. B. Lohmann).
Ein Katarakt erscheint weiß im Licht und schwarz vor der Reflektion des Augenhintergrundes.