Der Dachshund 11 2018 - page 10

Teckel
&
Jagd
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11 · 2018
nen Feld“, also den Apport-Fächern. Um
Milo wieder auf Betriebstemperatur zu
bringen, kippte ich erstmal eine Flasche
Wasser über ihn, die andere wurde in
Druckbetankung eingeflößt. Viel arbeits-
begeisterter sah er danach aber auch nicht
aus …
Nun, da hilft kein Jammern, direkt wurden
wir zum Feld für die freie Suche nach
Federwild gebracht. „Such verloren!“ Milo
fand zum Glück den Fasan zügig, obwohl
bei der Suche gar ein Bewuchswechsel not-
wendig war. Japsend brachte er den gro-
ßen Vogel die geschätzten etwa 60 Meter
zurück. Guter Junge! Nur ging es nun gleich
weiter – 200 Schritt Schleppe mit Apport
von einem wirklich gigantisch großen
Kanin. Zu unserem Unglück ging unsere
Schleppe auch noch den Buckel runter,
sodass ich das Ende nicht sehen konnte –
und Milo mich nicht. So hatten wir das
nicht geübt … Die Hitze schien ihm auch
schon einige Gehirnwindungen wegge-
brutzelt zu haben, denn er folgte der
Schleppe bis zum Kanin und … totverbellte
es erstmal! Nachdem dies aber nicht von
Erfolg gekrönt war und keiner kam, nahm
er doch auf und quälte sich in einer Schne-
ckengeschwindigkeit den Berg wieder rauf.
Auf den letzten Metern ging ihm aber
dann endgültig die Puste aus und er legte
kurz ab. Auf Befehl nahm er zwar wieder
auf und übergab mit letzter Kraft sauber,
trotzdem haben wir hier einen Punkt verlo-
ren. Nichtsdestotrotz eine tolle Arbeit!
Für die anderen an dem Tag geprüften
Fächer schafften wir – bis auf das Buschie-
ren – volle Punktzahl. Hier hätten die Rich-
ter eine raumgreifendere Suche sehen wol-
len. Egal, das musste erstmal gefeiert wer-
den! Abends ging es dann am Sammel-
punkt feuchtfröhlich mit Bier und Jäger-
meister zur Sache. Die Tschechen wissen
wie man feiert!
Tag 3 – Entscheidung im Wald
Für uns ging es am dritten Tag an die Wald-
fächer – und gerade die Fährtenarbeit
hatte es in sich. Von den Teilnehmern, die
schon den Wald hinter sich hatten, erfuhr
ich, dass die Fährten schwierig waren: Der
nicht vorhersehbare Verlauf in sehr wild-
reichemGelände hatte seinen Tribut gefor-
dert – die Gespanne bluteten bei dieser
entscheidenden Disziplin Punkte. Für uns
begann es aber erstmal mit Gehorsam und
Stöbern. Ablegen mit Schuss war kein
Thema und kannten wir ja schon von vie-
len anderen Prüfungen – eigentlich war
auch die Leinenführigkeit kein Problem,
schon zigmal mit vollen Punkten gemacht.
Eigentlich … denn als ich den tschechischen
Hund vor mir bei der Disziplin beobachten
konnte dämmerte mir schon, dass hier was
anderes verlangt wird als das, was wir ken-
nen und geübt haben. Der Hund lief bei
Fuß, wie man es von Schäferhunden auf
dem Hundeplatz kennt. Unsere Vorfüh-
rung war dagegen von dieser Perfektion
weit entfernt – was gleich mit Punktabzug
bestraft wurde. Auch beim nächsten
Gehorsamsfach, der Pirschjagd, patzten
wir. Bei dieser Disziplin muss der Hund mit
subtilen Handzeichen angehalten und
abgerufen werden. Milo setzte sich nach
dem Kommen auf die falsche Seite –
rechts, und nicht links von mir! „Das hat er
ja noch nie gemacht!“. Tja, wieso sich nicht
mal was Neues in der Prüfung ausdenken?
Egal, beim Stöbern konnten wir dann bril-
lieren. Auf Befehl nahm Milo eine schwie-
rige Parzelle zügig an und durchstöberte
sie energisch. Sehr fein!
Als letztes kamnun unsere absolute Angst-
disziplin: Die Fährtenarbeit. Trotz liter-
weise vergossenen Schweißes und unzäh-
ligen Übungsfährten war die Leistung in
Anwesenheit von Verleitung … nun, sagen
wir mal wechselhaft. Zwischen 0 und 100
Prozent konnte und musste man mit allem
rechnen. Und ich rechnete mit dem
schlimmsten, nachdem wir beim Warten
auf die Fährtenarbeit an einer gut ange-
nommenen Kirrung „geparkt“ wurden. Die
eigentliche Fährte ging nur ein Stückchen
weiter los. Trotz massivem Herzklopfen
und Schweißausbrüchen jetzt nix anmer-
ken lassen und das gewohnte Prozedere
abliefern: Hund ablegen, Anschuss unter-
suchen und „such Verwund!“. Jetzt geht es
um die Wurst! Der Fährtenverlauf war cha-
otisch … linksrum, rechtsrum, linksrum,
rechtsrum … gefühlt drehten wir uns im
Kreis und ich war mehr als verunsichert.
Mehr als dem Hund hinterher konnte ich
sowieso nicht machen, auch wenn ich
doch starke Bedenken hatte … wirklich den
Wechsel entlang?Wirklich durch den Bach?
Wirklich nochmal durch den Bach?!? Die
Richter folgten zwar mit gehörigem
Abstand, aber sie folgten. Und Milo arbei-
tete beständig, nahm keine Verleitungen
an und führte mich zielsicher zum Stück.
Ist das mein Hund? Kein einziger Abruf?
Die Freude war riesig! Milo machte seinem
eigentlichen Namen und dem dazugehöri-
gen Firmenmotto alle Ehre: „Sig Sauer –
when it counts!“
Wieder am Treffpunkt angekommen,
kamen schon die ersten Glückwünsche –
die Anwesenden hatten sich schon aus den
Punkten den Gewinner errechnet, und das
waren tatsächlich wir! Ich konnte es kaum
fassen, waren wir doch eigentlich nur zum
Bestehen gekommen! Die feierliche Preis-
verleihung schloss diese wundervollen,
aber sehr anstrengenden und fordernden
Tage in Tschechien ab. An der Stelle kann
ich nur den Richtern, Helfern und auch den
anderen Gespannen nochmals danken, es
war ein tolles Ereignis mit herzlicher Gast-
freundschaft für die zwei deutschen
Gespanne. Eine Prüfung, die ich nur
wärmstens weiterempfehlen kann, aber
die wahrlich alles von den Hunden abver-
langt. Nichtsdestotrotz beweist sie, dass
der Teckel wahrlich vielseitig ist – und
keine Aufgabe für ihn zu groß.
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