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11 · 2018
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Teckel
&
Jagd
D
ie Memoriál-Rudolfa-Kristla-
Prüfung für Teckel hat es in
sich: In 16 auf drei Tage ver-
teilten Disziplinen muss der
Hund seine Vielseitigkeit in Wald, Feld,
Wasser und unter der Erde beweisen.
Erschwerend kommen noch die hohen
Temperaturen im Prüfungsmonat August
hinzu. KeinWunder also, dass die antreten-
den Gespanne alle eine hervorragende
Vorbereitung hinter sich hatten. Für mich
und meinen Teckel Sig Sauer von der Bis-
marck-Eiche (im weiteren Milo genannt)
dauerte diese über ein Jahr – und hat sich
gelohnt.
Tag 1 – Aufwärmen an Fuchs und Sau
Am ersten Tag der Prüfung ging es erstmal
gemütlich los – am Sammelpunkt wurden
Ahnentafeln eingesammelt, Impfpässe
geprüft und gemütlich gegessen und
getrunken. Den Auftakt bildete die Eröff-
nung der Prüfung mit Vorstellung der Rich-
ter und der Verlosung der Startnummern.
Jetzt nur nicht die 8 – also die letzte Num-
mer – ziehen. Überraschung, natürlich
zogen wir die 8! Keine Zeit fürs Ärgern,
gleich ging es los zur ersten Disziplin, der
Arbeit im Kunstbau. Aufgabe für die
Hunde: Den u-förmigen Bau in kürzester
Zeit durchschliefen, die gemessene Zeit
entscheidet über die Punkte. Kein Problem
für Milo, der Bau ist seine Paradedisziplin.
In 17 Sekunden kam er zum abgeschieber-
ten Raubwild, also volle Punktzahl. Auch
die anderen Hunde beendeten die Arbeit in
hohen Punkten.
Zurück am Treffpunkt war nun erstmal
warten angesagt, das man sich mit einem
kühlen Bier versüßen konnte. Einzeln wur-
den dieHunde zumBenehmen amgeschos-
senen Schwarzwild abgeholt. Wie die Ver-
rückten hatten wir dafür das Totverbellen
geübt, denn das gibt Extrapunkte. Daher
war meine Aufregung groß, als wir nun
endlich dran waren und es raus ins Revier
ging. An der Stelle angekommen, ging es
vom Weg erstmal die Böschung runter –
dort lag dann die tote Sau. Der Hund
musste vom Weg geschnallt werden. Mit
dem Befehl zum Totverbellen schickte ich
Milo den Abhang runter. Die Sau zu finden
war kein Problem, denn man roch sie auch
als Mensch mehr als gut. Beim „Aufschlag“
des Hundes auf die Sau flogen erstmal
10.000 Fliegen zu allen Seiten weg – Milo,
sichtlich irritiert, vergaß seine Mission und
schnappte erstmal eine Weile nach den
Brummern, bevor er sich besann und ein
sehr unmotiviertes Totverbellen zeigte,
immer unterbrochen durch die Jagd nach
dem Schwarm. Hier gab es für uns nur
einen Punkt für das Totverbellen – Mist!
Aber zumindest endete Tag 1 mit zwei gut
beendeten Disziplinen. Bei Essen und noch
mehr Bier klang der Tag aus.
Tag 2 – Hitzeschlacht im Feld
Tag 2 begann erstmal mit dem festlichen
Auftakt, bei dem auch die Strecke für den
Tag gelegt wurde: Fasane, Enten, Kanin-
chen und ein Reh für die Wald-, Wasser-
und Felddisziplinen. Die acht Gespanne
wurden in zwei Gruppen geteilt: Nach
einem gemeinsamen Wassertest ging eine
ins Feld und die andere in den Wald. Wir
waren in der Feldgruppe. Aber erstmal die
Ente sicher anlanden und sauber überge-
ben – auch das hatten wir zigfach geübt
und ich ging mit einem guten Gefühl ans
Wasser. Die Ente flog, der Schuss fiel und
Milo schwamm los. Ohne Probleme griff er
die Ente und brachte sie bis zu mir, setzte
sich und gab aus. Feiner Milo! So schnapp-
ten wir uns nicht nur alle Punkte, sondern
wurden auch für die beste Wasserarbeit
ausgezeichnet. Der Tag ging also schonmal
gut für uns los!
Nun ging es kurz vor Mittag hinaus ins
Feld, und da zeigte sich die größte Schwie-
rigkeit: Die Temperaturen betrugen über
30 Grad und die Sonne knallte vom Him-
mel. Hier wurde die Gruppe nochmal in
Zweier-Teams aufgeteilt. Für uns ging es
mit dem „großen Feld“ los, also den
Fächern Nase, Spurlaut, Buschieren, Fährte
vom lebenden Wild, Schussfestigkeit und
Gehorsam – letzterer wird übrigens wäh-
rend der gesamten Zeit von den Richtern
im Auge behalten.
Los ging es mit Buschieren – wie wir es
geübt haben, schickte ich Milo mit Hilfen
„in Schrotschussentfernung“ über die Flä-
che. Er zeigte eine meines Erachtens
schöne Suche und reagierte gut auf die
Richtungswechsel. An einer Senke mit
höherem Bewuchs angekommen, sollte er
darin stöbern und Wild finden. Ich schickte
Milo rein, er nahm die Parzelle gut an und
kam auf eine Wildspur – wie ich vom Rich-
ter erfuhr war hier beim vorherigen Hund
ein Stück Rehwild geflüchtet. Milo zeigte
einen schönen Spurlaut und gute Fährten-
arbeit – er folgte der Spur über das Feld
und … verschwand im nächsten Wald. Ich
hörte das Bellen langsam leiser werden
und verstummen. Oh, oh … das GPS-Hals-
band lag übrigens sicher im Auto. Da es für
Ungehorsam in Verbindung mit der Arbeit
am Wild kein Punkteabzug gab, schrie ich
mir die Seele aus dem Leib, aber nichts pas-
sierte. ImWald war es leise und Milo „über
alle Berge“. Also erstmal Pause. Während
die Richter plauderten, ging bei mir die
Pumpe. Es wäre wahrlich nicht das erste
Mal, dass sich dieser Hund nicht von alleine
wieder einfindet.
Nach endlosem Warten und kurz vor
Ablauf der Zeit tauchte das Biest tatsäch-
lich wieder aus dem Bestand auf – mit der
Zunge am Boden und laut hechelnd. Er ließ
sich gerade noch so für die Schussfestig-
keit mit „voran“ nochmal zu einer kurzen
Feldsuche überreden, klappte dann aber
im nächstbesten Schatten zusammen. Der
Haken: Es ging direkt (!) weiter zum „klei-
Fotos: Michaela Přibáňová