Der Dachshund 5-2019 - page 11

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5 · 2019
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Teckel
&
Jagd
Anwendung der Kennzahlen
Alle Rassen mit charakteristischen Merk-
malen sind aus gezielter Inzucht hervorge-
gangen. Erste Tiere mit den gewünschten
Merkmalen
wurden
untereinander
gekreuzt und über fortgesetzte Inzucht,
ergänzt um Einkreuzungen, eine Basispo-
pulation der Rasse geschaffen. Die in die-
ser Phase offenbar werdenden Defektvari-
anten wurden ausselektiert. Durch fortlau-
fende Konzentration auf die rassetypi-
schen Merkmale bei der Zulassung der
Zuchttiere in den Folgegenerationen,
konnte sich die neue Rasse als solche eta­
blieren. Deren Erhalt muss zwei Zielsetzun-
gen kombinieren, die sich gegenseitig
behindern: Für die Festigung der Rasse-
merkmale ist Inzucht die Methode der
Wahl. Sie führt, je nach Intensität, effektiv
zu reinerbigem (homozygot) Vorliegen der
betreffenden Erbanlagen, sodass diese
sicher in den Nachkommen wirksam wer-
den. Dies kollidiert mit dem Bestreben,
eine möglichst breite Basis an Zuchttieren
zum Einsatz zu bringen, um so durch mög-
lichst ausgeprägte genetische Vielfalt die
Fitness (gesundheitliche Robustheit) der
Population zu erhalten. Im Gegensatz zu
den Rassemerkmalen reduziert sich die Fit-
ness mit zunehmender Homozygotie und
führt letztendlich zur Inzuchtdepression.
Hier die Balance zu finden und zur richti-
gen Zeit die passenden Zuchtstrategien
anzuwenden, erfordert viel Sachverstand
und Kenntnis der Tiere, mit denen gezüch-
tet werden soll. Berechnungen zu Inzucht
und Ahnenverlust helfen dabei abzuschät-
zen, wie sich eine Population entwickelt,
sagen jedoch wenig darüber aus, welche
individuelle genetische Zusammensetzung
einzelne Tiere haben. Bei Rassen mit langer
Tradition kann es unabhängige Inzuchtli-
nien geben, die auf denselben Vorfahren
beruhen. Deren Paarung ergibt dann leicht
einen Fünf-Generationen-AVK von 100 und
einen IK von 0, was einer Zufallspaarung
entsprechen würde. Trotzdem hätten die
Nachkommen einen großen Anteil gemein-
samer Erbanlagen mit entsprechend redu-
zierter Vielfalt.
In der nächsten Ausgabe des „Der Dachs-
hund“ folgt Teil 2: Molekulargenetische
Methoden zur Bewertung der individuel-
len genetischen Vielfalt.
Stichworte, mit denen das Thema vertieft
werden kann: Reinerbigkeit (Homozygotie)
– Mischerbigkeit (Heterozygotie) – Rein-
zucht – Kreuzungszucht – Merkmalszucht
– Linienzucht – Auskreuzung (Outcross) –
Heterosis-Effekt – Founder-Effekt – gene-
tischer Flaschenhals – Inzuchtdepression –
Purging.
Dr. Eberhard Manz,
Generatio Sol. GmbH, Heidelberg
1
Sewall Wright: Coefficients of Inbreeding and Relationship.
In: The American Naturalist. Band 56, 1922, S. 330–338
Dr. Eberhard
Manz
ist
geschäftsführen-
der Gesellschaf-
ter der Generatio
Sol. GmbH, Hei-
delberg.
Nach dem Studium der Veterinärme-
dizin in Berlin erfolgten die Promoti-
onsarbeiten am Institut für Humange-
netik der Med. Hochschule Hannover
(Prof. Schmidtke), die Dissertation
wurde eingereicht über das Institut für
Tierzucht der TiHo Hannover (Prof.
Simon). Die sich anschließende Tätig-
keit als wiss. Mitarbeiter in der Tier-
klinik für Fortpflanzung der Freien
Universität Berlin wurde mit Prüfung
zum Fachtierarzt abgeschlossen. Es
folgte der Wechsel an das Institut für
Umwelt- und Tierhygiene der Universi-
tät Hohenheim, wo 1999 im Rahmen
der Gründungsinitiative der Schritt in
die Selbstständigkeit erfolgte. Das
eigene Labor besteht seit 2001 und hat
den Schwerpunkt DNA-Programme
zur Bestimmung von Identität und
Abstammung.
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