Der Dachshund 5-2019 - page 6

Teckel
&
Jagd
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5 · 2019
Was noch zu tun ist!
Zecken sollte man sofort entfernen. Das ist
nicht einfach, denn die kleinen Blutsauger
sind imFell vonHund und Katze nur schwer
auszumachen. Erst vollgesogene Exem­
plare, die auf etwa einen Zentimeter Größe
heranwachsen, sind mit dem Auge gut zu
erkennen. Nahezu unmöglich ist es, die frü-
hen Entwicklungsstadien der Larven und
Nymphen zu finden. Doch auch diese ste-
chen schon zu, da sie für jeden Wachs-
tumssprung eine Blutmahlzeit benötigen.
Hunde- und Katzenhalter sollten besonde-
ren Wert darauf legen, ihre Tiere mit
zeckenabwehrenden und abtötenden Pro-
dukten zu schützen. Gegen die Borreliose-
Erreger, die vom „Gemeinen Holzbock“
übertragen werden, können Hunde auch
geimpft werden.
Zecken als Krankheitsüberträger
für Menschen
Zahlreiche Erreger – sowohl Viren, Bakte-
rien als auch Parasiten – werden durch
Zecken übertragen und können zu schwe-
ren Erkrankungen auch bei Menschen füh-
ren. Generell hat die Bedeutung der von
Zecken übertragbaren Krankheiten erheb-
lich zugenommen. Erreger, die bereits in
der Tiermedizin hinlänglich bekannt sind,
werden neuerdings zunehmend auch beim
Menschen identifiziert.
Erkrankung durch FSME-Virus 
Das FSME-Virus ist in Deutschland in wei-
ten Teilen Bayerns, Baden-Württembergs
und vereinzelt in Hessen, Rheinland-Pfalz
und Thüringen verbreitet. Die Gebiete wer-
den offiziell vom Robert Koch-Institut (RKI)
je nach Häufigkeit der Erkrankungsfälle
über einen bestimmten Zeitraum als Risi-
kogebiete ausgewiesen. In Europa lassen
sich für die FSME flächenhafte Endemiege-
biete abgrenzen. Unter Endemiegebieten
(auch Risikogebiete genannt) versteht man
lokal begrenzte Regionen, in denen in eini-
gen aufeinanderfolgenden Jahren jeweils
mehrere FSME-Erkrankungsfälle aufgetre-
ten sind. Die Durchseuchungsrate der
Zecken mit dem FSME-Virus schwankt je
nach Risikogebiet und Nachweismethode
zwischen 0,1 Prozent und fünf Prozent. Die
Einteilung in Risikogebiet und Nichtrisiko-
gebiet darf aber nicht dazu verleiten,
außerhalb dieser Gebiete keine Infektions-
gefahr zu vermuten, denn das Virus kann
durch Verschleppung von infizierten
Zecken (z. B. durch Vögel, Rehwild) auch in
bisher virusfreie Regionen eingeführt wer-
den. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem
Zeckenstich an einer FSME zu erkranken,
ist nur sehr schwer abzuschätzen.
Sowohl für Bewohner der Endemiegebiete
als auch für Urlauber besteht das Risiko
einer FSME-Infektion. In den letzten Jahren
ist die Anzahl der ausgewiesenen Risikoge-
biete wie auch die Anzahl der Infektionen
in Deutschland kontinuierlich angestiegen.
Zwar ist die Erkrankung an FSME seit 2001
meldepflichtig, jedoch kann aufgrund der
oft unspezifischen Symptomatik zusätz-
lich eine hohe Dunkelziffer von Erkrankun-
gen angenommen werden. Insbesondere
in den letzten Jahren ist die Zahl der FSME-
Fälle stark angestiegen. Wurden 2004 ins-
gesamt 274 Fälle gemeldet, so waren es
2006 bereits 546 Fälle. Aufgrund des rela-
tiv hohen Erkrankungsrisikos in offiziell
anerkannten Risikogebieten empfiehlt die
Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI
die Impfung als präventive Maßnahme für
alle zeckenexponierten Personen.
Das FSME-Virus löst Erkrankungen aus, die
mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber
und bei einem Teil der Patienten mit einer
Meningoencephalitis – der Entzündung
von Gehirn und Hirnhäuten – einherge-
hen. Da es sich um ein Virus handelt, lässt
sich die Grunderkrankung nicht mit Anti-
biotika heilen. Es ist nur möglich, einzelne
Symptome zu lindern. Der einzige wirk-
same Schutz ist die Vorsorge durch die
Schutzimpfung. Übertragen wird die
Krankheit durch den Stich einer infizierten
Zecke. Die Zecke bohrt sich mit ihrem
Stechapparat, der viele Widerhaken
besitzt, in die Haut des Menschen und
ernährt sich durch das ausfließende Blut.
Da das Virus in den Speicheldrüsen der
Zecke sitzt, erfolgt eine Infektion mit
FSME viel früher als bei Lyme-Borreliose.
Schon direkt zu Beginn des Blutsaugens
wird das Virus mit dem Speichel der Zecke
übertragen. Deshalb kann man sich vor
FSME leider nicht durch schnelles Entfer-
nen der Zecke schützen. Die Viren gelan-
gen durch das Gewebe in die Blutbahn und
können von dort bis ins Rückenmark und
Gehirn gelangen. Im zentralen Nervensys-
tem kommt es zu einer weiteren Virusver-
mehrung, die sogar zum Absterben der
Nervenzellen führen kann.
Borreliose
Die Lyme-Borreliose ist eine Infektions-
krankheit, die durch das Bakterium Borrelia
burgdorferi ausgelöst wird. Die Bakterien
können sich nach einer Infektion im
gesamten Organismus ausbreiten und
dabei jedes Organ und Gewebe in Mitlei-
denschaft ziehen. Die Lyme-Borreliose ist
die häufigste durch Zecken übertragene
Infektion in Europa und Nordamerika. Bor-
reliose kommt überall vor, wo es Zecken
gibt, somit in ganz Deutschland. Die
Durchseuchung der Zeckenmit demBakte-
rium ist regional und in Abhängigkeit vom
Entwicklungsstadium der Zecken unter-
schiedlich hoch – in Deutschland zwischen
drei und 30 Prozent, in einigen Regionen
sogar bis zu 50 Prozent. Überträger des
Bakteriums sind in der Regel Zecken, die
den Erreger während des Saugaktes nach
einigen Stunden auf den Menschen über-
tragen. Deswegen kann durch ein schnel-
les Entfernen der Zecke unmittelbar nach
dem Einstich eine Infektion meistens ver-
mieden werden. Beim Entfernen der Zecke
sollte man unbedingt eine Quetschung des
Zeckenleibes vermeiden, um die Borrelien
nicht aus dem Darm der Zecke in die
Wunde zu quetschen.
Jährlich erkranken in Deutschland zwi-
schen 60.000 und 100.000 Menschen an
einer Borreliose. Damit ist die Borreliose
die zweithäufigste Infektionserkrankung
in Deutschland. Gegen die Lyme-Borreliose
gibt es derzeit keinen zugelassenen Impf-
stoff für den Menschen. Nach einer über-
standenen Infektion besteht auch keine
längerfristige Immunität, der Stich einer
infizierten Zecke kann erneut eine Borreli-
ose auslösen.
Anaplasmose
Anaplasma phagocytophilum kann nicht
nur Hund und Katze, sondern auch den
Menschen befallen. Die Krankheit wird als
humane granulozytäre Ehrlichiose (HGE)
bezeichnet und durch den Zeckenstich des
Holzbocks und anderer Schildzecken über-
tragen. HGE tritt bislang in Deutschland
sehr selten auf. Akute Erkrankungen wer-
den meist in den Sommermonaten beob-
achtet. Oft heilt die HGE spontan wieder
aus, aber in manchen Fällen wurden auch
schwere Komplikationen bis hin zum Tod
bekannt. Die häufigsten Symptome einer
HGE sind Fieber, Muskelschmerzen, Mus-
kelstarre und eine Verminderung der Blut-
plättchen, die für die Blutgerinnung von
Bedeutung sind.
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