Der Dachshund 5-2019 - page 5

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Teckel
&
Jagd
lich. Wichtig sind vorbeugende Maßnahmen
zur Vermeidung eines Zeckenstichs durch
den Holzbock.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Die
Frühsommer-Meningoenzephalitis
(FSME) wird durch Viren ausgelöst, die
durch den Stich des Holzbocks übertragen
werden. Die Zahl infizierter Zecken in Hoch-
risikogebietenwird auf etwa ein bis vier Pro-
zent geschätzt. In allen Gegenden, in denen
ein Infektionsrisiko für den Menschen
besteht, ist auch der Hund gefährdet.
Anders als beim Menschen kommt es bei
Hunden nur zu einer Erkrankung, wenn
andere schwächende Faktoren hinzukom-
men. Bisher sind klinische FSME-Fälle nur
bei großen Hunderassen beschrieben wor-
den, die unbehandelt meist tödlich verlie-
fen. Dabei kommt es zunächst zu Fieber,
bevor neurologische Störungen einsetzen,
wie epileptische Anfälle, Übererregbarkeit,
Bewusstseinstrübung, Schmerzen, Bewe-
gungsstörungen oder Reflexbeeinträchti-
gungen. Ein Impfschutz gegen das FSME-
Virus wie beim Menschen existiert zurzeit
nicht, daher sollten stattdessen vorbeu-
gende Maßnahmen gegen den Zeckenbe-
fall durchgeführt werden.
Babesiose
Eine Krankheit, die bei den Hunden zuneh-
mend an Bedeutung gewinnt, ist die
Babesiose
(auch
als
Hundemalaria
bekannt). Babesia canis ist ein kleiner, ein-
zelliger Parasit, welcher von Zecken wäh-
rend ihrer Blutmahlzeit in die Einstich-
stelle übertragen wird. Diese Einzeller
dringen in rote Blutzellen ein und vermeh-
ren sich dort. Dabei gehen die Blutzellen
zugrunde und es entstehen Entzündungs-
und Abwehrreaktionen, welche für den
Hund gefährlich werden können. Befal-
lene Tiere zeigen unspezifische Krank-
heitssymptome wie Fieber, Blutarmut
und Schwächezustände. Dem Hundebe-
sitzer fallen oft blasse oder gelbe Schleim-
häute und dunkelroter bis brauner Urin
auf. Es können auch entzündliche Verän-
derungen der Augen sowie Netzhautablö-
sungen auftreten. Im weiteren Verlauf
kann das Zentralnervensystem geschä-
digt werden. Dann können Bewegungs-
störungen und epileptische Anfälle auf-
treten. Erkrankte Tiere müssen umgehend
tierärztlich behandelt werden. Vor noch
nicht allzu langer Zeit galt diese Krankheit
als typische Reisekrankheit. Das heißt,
Hunde, welche in Mittelmeerregionen
mitgenommen wurden, erkrankten gele-
gentlich daran, nachdem sie von den dor-
tigen Zecken gestochen worden waren.
Nun sind mit der Auwaldzecke und der
Braunen Hundezecke auch bei uns
Zeckenarten heimisch geworden, welche
als Überträger der Hundebabesien gelten.
Anaplasmose
Die Anaplasmose wird durch das Bakterium
Anaplasma phagocytophilum hervorgeru-
fen. Die Erreger befallen weiße Blutzellen
und vermehren sich in ihnen. Übertragen
werden die Anaplasmen durch den Holz-
bock (Ixodes ricinus). Grundsätzlich besteht
also fast überall die Gefahr einer Übertra-
gung. Krankheitsanzeichen der Anaplas-
mose beimHund sind unter anderem plötz-
lich einsetzendes hohes Fieber, Teilnahms-
losigkeit, Gewichtsverlust, Durchfall und
Erbrechen, aber auch Gelenkentzündungen
und zentralnervöse Störungen. Da oft auch
Borreliose-Erreger in den Zecken vorhanden
sind, können beide Erregertypen während
eines Zeckenstiches in den Hundekörper
gelangen. Dies erschwert die Zuordnung
der beobachteten Krankheitssymptome.
Die Infektion verläuft in der Regel nicht
chronisch, kann aber erneut auftauchen,
wenn das Immunsystem des Hundes in den
Monaten nach der Infektion geschwächt
ist. Zur Diagnose und Behandlung muss der
Tierarzt aufgesucht werden. Ein Impfschutz
gegen Anaplasma-Bakterien existiert zur-
zeit nicht, daher sollten stattdessen vorbeu-
gende Maßnahmen gegen den Zeckenbe-
fall durchgeführt werden.
Ehrlichiose
Die Ehrlichiose, genauer gesagt das Bakte-
rium Ehrlichia canis, wird nach derzeitigem
Wissensstand in Europa nur von der Brau-
nen Hundezecke (Rhipicephalus sangui-
neus) übertragen. Diese ist ab Zentralfrank-
reich südwärts im Mittelmeerraum sowie
in Portugal heimisch. Ein besonderes Risiko
geht deshalb von Zecken aus, die aus einem
südlichen Urlaubsland als unerwünschtes
Souvenir mitgebracht werden. Sie können
monatelang in warmen Verstecken, etwa in
der Garage oder Wohnhäusern, überleben.
Die Ehrlichien befallen weiße Blutzellen, in
denen sie sich vermehren. Eine Ehrlichiose
beginnt beim Hund meist „schleichend“
und es kann mitunter Jahre dauern, bis die
Krankheit ausbricht. Erkrankte Hunde zei-
gen zuerst unspezifische Symptome wie
Abgeschlagenheit und Fieber. Im weiteren
Verlauf der Erkrankung tritt eine erhöhte
Blutungsneigung auf, die sich zum Beispiel
durch Nasenbluten äußert. Ein Impfschutz
gegen Ehrlichia-Bakterien existiert zurzeit
nicht, daher sollten stattdessen vorbeu-
gende Maßnahmen gegen den Zeckenbe-
fall durchgeführt werden.
Hepatozoonose
Die Krankheit wird durch den Einzeller
Hepatozoon canis ausgelöst, einem Orga-
nismus, der nur aus einer Zelle besteht. Die
meisten Infektionen bleiben symptomlos,
aber es kann zu einem Ausbruch kommen,
wenn das Immunsystem des Hundes
geschwächt ist, oder bei gleichzeitiger
Infektion mit anderen Erregern wie Ehrli-
chien oder Babesien. Hepatozoonose tritt
vor allem bei Hunden auf, die aus Portugal,
Südspanien oder von den Kanarischen
Inseln stammen. Überträger des Einzellers
ist die Braune Hundezecke.
Zeckenparalyse
Das Speichelsekret vieler Zecken, zu denen
auch Schildzecken und die Braune Hunde-
zecke gehören, enthält Nervengifte, um
das Gewebe beim Zeckenstich zu betäu-
ben. Inmanchen Fällen, die von der Zecken-
art, aber auch von Zustand und Immunsys-
tem des Opfers abhängen, kann das Ner-
vengift eine lähmende Wirkung haben und
zur Paralyse führen. Es ist nicht bekannt,
welche Faktoren die Ausbildung giftigen
Zeckenspeichels beeinflussen. Da viele
Zecken eine paralytische Reaktion erzeu-
gen können, kommt die Paralyse prinzipiell
überall vor, aber sie wird nur selten beob-
achtet. Die Symptome bessern sich auch
meist schnell, wenn die giftige Zecke ent-
deckt und entfernt wird.
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