Der Dachshund 9-2018 - page 7

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9 · 2018
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Teckel
&
Jagd
teilung der Genotypen bei den Welpen
(F1-Generation) zu erwarten: 25 Prozent
der Welpen werden homozygot non-furni-
shed (-/-) sein, 50 Prozent heterozygot (+/-)
und weitere 25 Prozent homozygot furni-
shed (+/+). Nur die beiden letzten Genoty-
pen führen zur Ausbildung des gewünsch-
ten rauhhaarigen Phänotyps. Die Welpen
des homozygoten non-furnished Genotyps
hingegen zeigen phänotypisch ein kurzes,
glatthaariges Fell. Die Begründung dafür
liegt in dem oben beschriebenen Zusam-
menspiel der weiteren Varianten für Haar-
typen. Nur wenn in der Verpaarung darauf
geachtet wird, dass mindestens ein Eltern-
teil homozygot für das Merkmal ist, wer-
den alle Welpen den furnishings Phänotyp
zeigen, wobei jeweils 50 Prozent der Wel-
pen homozygot (+/+) und die anderen 50
Prozent heterozygot (+/-), also Träger des
non-furnished Allels, sind (siehe Tabelle 2).
Welchen RSPO2-Genotyp die eigenen
Hunde haben, lässt sich, da die kausale
Variante bekannt ist, mit wenig Aufwand
über einen Gentest feststellen. Benötigt
wird dazu eine Blutprobe des zu untersu-
chenden Tieres, aus der die für die Analyse
notwendige DNA extrahiert wird. Die
angewandte Methodik zum Nachweis des
Genotyps ist die Sequenzierung der betrof-
fenen Genregion (persönliche Mitteilung:
E. Manz, Generatio Sol. GmbH). Hierbei
kann die Insertion (167 bp) in der Nukleo-
tid-Abfolge der DNA eindeutig sichtbar
gemacht werden (siehe Abbildung 1).
Ebenfalls ist eine Unterscheidung zwi-
schen homozygoten (reinerbigen) und
heterozygoten (mischerbigen) Tieren mög-
lich. Somit kann der Gentest, der von vielen
Laboren angeboten wird, gezielt als
Managementwerkzeug für Anpaarungs-
entscheidungen und Hilfe bei Selektions-
entscheidungen genutzt werden.
Neben dem Teckel sind weitere, meist
rauhhaarige Rassen bekannt, bei denen
sog. furnishings auftreten: u. a. gehören
der Deutsch-Drahthaar, der Brüsseler Grif-
fon, der Irish Soft-Coated Wheaten Terrier,
der Portugiesische Wasserhund (Parker et
al. 2010) und der Chinese Crested (Chinesi-
scher Schopfhund) dazu. Vertreter dieser
Rassen können ebenfalls über den existie-
renden Gentest genotypisiert werden, um
so die Zucht gezielt zu planen.
Autorin:
M. Sc. Rebecca Simon
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Institut für Tierzucht und Haustiergenetik,
Tabelle 2: Schema zur Vererbung des Merkmals furnishings an die erste Nachkommengeneration je nach Genotyp der eingesetzten
Elterntiere
Genotyp Hündin
- / -
- / +
+ / +
Genotyp
Rüde
- / - 100 % non-furnished (- / -)
50 % furnished (+ / -)
50 % non-furnished (- / -)
100 % furnished (- / +)
- / + 50 % furnished (+ / -)
50 % non-furnished (- / -)
25 % non-furnished (- / -)
25 % furnished (- / +)
25 % furnished (+ / +)
50 % furnished (+ / +)
50 % furnished (- / +)
+ / + 100 % furnished (- / +)
50 % furnished (+ / +)
50 % furnished (- / +)
100 % furnished (+ / +)
(Allel 1 / Allel 2); + Insertion im RSPO2-Gen vorhanden (mutiertes Allel); - Insertion im RSPO2-Gen nicht vorhanden (Wildtyp)
Abbildung 1: Ausschnitt der DNA-Sequenz als Ergebnis des furnishings-Gentests für einen Rauhhaarteckel der homozygot (reinerbig) für das Merkmal
ist. Gelb hinterlegt der Beginn der Insertion im RSPO2-Gen (Quelle: E. Manz, Generatio Sol. GmbH).
Quellen:
Cadieu, E.; Neff, M. W.; Quignon, P.; Walsh, K.; Chase, K.; Par-
ker, H. G.; Von Holdt, B. N.; Rhue, A.; Boyko, A.; Byers, A.;
Wong, A.; Mosher, D. S.; Elkahloun, A. G.; Spady, T. C.; André,
C.; Lark, K. G.; Cargill, M.; Bustamante, C. D.; Wayne, R. K.;
Ostrander, E. A. 2009. Coat Variation in the Domestic Dog Is
Governed by Variants in Three Genes. Science. 326: 150–153.
Parker, H. G.; Chase, K.; Cadieu, E.; Lark, K. G.; Ostrander, E. A.
2010. An Insertion in the RSPO2 Gene Correlates with Impro-
per Coat in the Portuguese Water Dog. Journal of Heredity.
101: 612–617. Ostrander, E. A.; Ruvinsky, A. 2012. The Gene-
tics of the Dog. Oxfordshire: CAB International. Vaysse, A.;
Ratnakumar, A.; Derrien, T.; Axelsson, E.; Rosengren Pielberg,
G.; Sigurdsson, S.; Fall, T.; Seppälä, E. H.; Hansen, M. S.; Law-
ley, C. T.; Karlsson, E. K. 2011. Identification of genomic regi-
ons associated with phenotypic variation between dog
breeds using selection mapping. PLoS Genetic 7 (10).
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...36
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