Teckel
&
Jagd
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9 · 2018
D
er Phänotyp des Hundefells
wird maßgeblich durch die
Haarart gekennzeichnet. Im
Wesentlichen werden die drei
Typen Kurz-, Lang- und Rauhhaar sowie
mögliche Variationen unterschieden, die
größtenteils, wie die Arbeitsgruppe von E.
Cadieu 2009 zeigen konnte, durch unter-
schiedliche Varianten dreier Gene RSPO2,
FGF5 und KRT71 bestimmt werden.
Besonders die Ausprägung und Vererbung
des rauhhaarigen Felltyps in Verbindung
mit markanten Augenbrauen und Bart
(sog. furnishings) ist für Teckelzüchter von
Interesse (FCI-Standard Nr. 148). Bereits im
Jahr 2009 konnte eine amerikanische
Arbeitsgruppe (Cadieu et al.) die Rolle des
RSPO2-Gens (encoding R-spondin-2), lokali-
siert auf dem caninen Chromosom 13 (CFA
13), in Bezug auf dieses Merkmal aufde-
cken (bestätigt von Vayasse et al. 2011).
RSPO2 ist als Teil eines Signalwegs (engl.
signaling pathway) in die Biologie der
Haarfollikel integriert und wird mit Länge
und Textur der Haare assoziiert. In der Stu-
die von Cadieu et al. (2009) wurden
Genomdaten von 96 reinrassigen, unver-
wandten Teckeln (ca. je 1/3 Kurz-, Lang-
und Rauhhaar) mittels einer Assoziations-
studie analysiert. Dabei zeigte sich eine
signifikante Mutation in Form einer 167 bp
langen Insertion in der untranslatierten
Region (3‘-UTR) des RSPO2-Gens, die nur
bei Tieren mit dem Rauhhaar-Phänotyp
(furnishings) auftritt. Zur Validierung der
Ergebnisse wurden zunächst weitere 96,
diesmal verwandte, Teckel mit den drei
möglichen Haartypen auf die gefundene
Mutation hin untersucht. Im weiteren Ver-
lauf der Studie konnten die Ergebnisse
anhand eines Datensets mit über 700 rein-
rassigen Hunden verschiedener Rassen mit
verschiedenen Haararten (darunter 19 Ras-
sen mit furnishings) eindeutig repliziert
werden. Somit ist die Erkenntnis gesichert,
dass die gefundene Mutation rasseüber-
greifend als die kausale Variante angese-
hen werden kann.
Bezüglich der weiteren Loci, die mit der
Ausprägung des Haartyps assoziiert sind,
zeigen Rauhhaarteckel die Genotypen, die
für den jeweiligen Wildtyp verantwortlich
sind. Auch dies konnten Cadieu et al. (2009)
in ihrer Studie nachweisen. Für FGF5, des-
sen Varianten für die Haarlänge codieren,
bedeutet dies, dass Rauhhaarteckel kein
bzw. nur ein mutiertes Allel aufweisen
(Genotypen: G/G bzw. G/T). Durch die
Dominanz des Wildtypallels (G) wird in die-
sem Fall immer der Phänotyp Kurzhaar
ausgeprägt. Da Rauhhaarteckel darüber
hinaus glattes anstelle von gelocktem Fell
ausprägen, tragen sie auch für die Varian-
ten des KRT71-Gens den Wildtyp (Glatt-
haar). Da das Merkmal rezessiv vererbt
wird, sind die Hunde reinerbig für diese
Genvariante (Genotyp C/C). Das glatte
Haar wird allerdings vom Rauhhaar-Phäno-
typ überdeckt. Die Tabelle 1 zeigt das
Zusammenspiel der Varianten der drei
Gene bei der Entstehung der unterschiedli-
chen Felltypen.
Das Merkmal furnishings (Rauhhaartyp
mit langen Haarpartien am Fang und den
Augenbrauen) wird autosomal-dominant
vererbt. Das bedeutet, dass die Ausprä-
gung des Merkmals auch dann erfolgt,
wenn das Tier nur ein furnishings-Allel
trägt (Heterozygotie = Mischerbigkeit). In
diesem Fall hat der Hund aber zeitgleich
das rezessive Allel für non-furnished (teil-
weise auch als satin bezeichnet). Dement-
sprechend ist bei einer Verpaarung zweier
heterozygoter Elterntiere die folgende Ver-
Tabelle 1: Zusammenhang der Varianten der drei Gene mit den möglichen Fellausprägungen beim Hund (nach Cadieu et al. 2009).
Fell-Phänotyp
RSPO2
(Furnishings)
FGF5 (Haarlänge)
KRT71 (Lockenbildung)
Rassebeispiel
Kurzhaar
Wildtyp
Wildtyp
Wildtyp
Basset
Rauhhaar
(Furnishings)
Variante
Wildtyp
Wildtyp
Rauhhaarteckel
lockiger Rauhhaar
(Furnishings)
Variante
Wildtyp
Variante
Airedale Terrier
Langhaar
Wildtyp
Variante
Wildtyp
Golden Retriever
Langhaar mit
Furnishings
Variante
Variante
Wildtyp
Bearded Collie
Locken
Wildtyp
Variante
Variante
Irish Water Spaniel
Locken mit
Furnishings
Variante
Variante
Variante
Bichon Frisé
Wildtyp beschreibt die ursprüngliche, unveränderte Variante des Gens. Variante gibt an, dass eine Mutation des Gens vorliegt und zur Merkmals
ausprägung beiträgt.
Rauhhaarteckel
mit glattem Kurzhaar?
Was ist die genetische Ursache und wie kann der
Furnishings-Gentest helfen, Anlageträger zu identifizieren?