Der Dachshund 5-2018 - page 7

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Teckel
&
Jagd
der rechten Herzhälfte werden analog als
Trikuspidalinsuffizienz bezeichnet.
Unter den Veränderungen der AV-Klappen
am Herz des Hundes ist die Mitralinsuffi-
enz die häufigste Form. In etwa einem
Drittel der Fälle sind beide Klappen insuffi-
zient, in ca. 10 Prozent der Fälle ist nur die
Trikuspidalklappe betroffen.
Von klinischer Relevanz ist vor allem die
Insuffizienz der Mitralklappe. Sie ist die
häufigste Ursache für ein stauungsbeding-
tes (kongestives) Herzversagen und den
Herztod beim Hund.
Wie entsteht eine Mitralinsuffizienz?
Die Veränderungen an den AV-Klappen
entstehen durch chronisch-degenerative
Prozesse (Endokardiosen), die zu Verdi-
ckungen an den Klappen und deren Halte-
apparat, den Sehnenfädchen, in den
Hauptkammern führen.
Dadurch verkürzen sich die Klappen und
schließen nicht mehr richtig. Die Sehnen-
fädchen können sich verkürzen, dehnen
und auch reißen, wodurch es zum AV-Klap-
penvorfall (Prolabs) in den Vorhof kommt.
Dies verschlimmert die Klappeninsuffizi-
enz weiter. Die Insuffizienz der Mitralklap-
pen reduziert die Auswurffraktion: d. h.,
nur ein Teil des gepumpten Blutes wird in
den Kreislauf ausgeworfen und ein Teil
fließt wieder zurück in den Vorhof. Dadurch
muss das Herz zur Erhaltung des Herzmi-
nutenvolumens (die Menge Blut, die das
Herz pro Minute in den Kreislauf pumpt)
mehr arbeiten. Die Folge ist eine Volumen-
belastung des Herzens und führt mit der
Zeit zu einer Vergrößerung von Vorhof und
Hauptkammer und zu einer Herzmuskel-
schwäche (Myokardinsuffizienz). Durch die
Vergrößerung von Vorhof und Hauptkam-
mer wird der Klappenring mitgedehnt.
Dadurch weichen die Klappenränder wei-
ter auseinander und die Insuffizienz ver-
schlimmert sich.
Die Folge ist ein stauungsbedingtes (kon-
gestives) Herzversagen. Bei der Mitralin-
suffizienz staut sich das Blut in den Lun-
genkreislauf. Die Folgen sind z. B.: Husten,
Atemnot infolge eines Lungenödems
(„Wasser in der Lunge“) und kurzfristige
Ohnmachtsanfälle (Synkopen), selten auch
ein plötzlicher Herztod. Bei der Trikuspidal-
insuffizienz staut sich das Blut in den Kör-
perkreislauf. Die Folge sind v. a. Ergüsse in
die großen Körperhöhlen (Bauchhöhle =
Aszites, Brusthöhle = Thoraxerguss).
Alle kleinen Hundrassen, wie zum Beispiel
auch die Dackel (Olsen LH et al., 1999), sind
für diese Erkrankung prädisponiert. Am
häufigsten, im Vergleich zu anderen Ras-
sen auch mit einem sehr frühen Beginn der
Erkrankung, sind die Cavalier King Charles
Spaniels betroffen (Beardow AW et al.,
1993, Swift S et al., 2017).
Symptome der Mitralinsuffizienz
Hauptsymptome einer Mitralinsuffizienz
sind Husten, Leistungsschwäche, kurze
Ohnmachtsanfälle (Synkopen), erhöhte
Atemfrequenz und Atemnot. Nicht selten
gibt es aber auch Hunde, die schon eine
fortgeschrittene Mitralinsuffizienz haben
und für den Besitzer klinisch vollkommen
unauffällig sind.
Diagnose der Mitralinsuffizienz
Das Abhören (Auskultation) gibt den ersten
Hinweis auf das Vorliegen eines Klappenfeh-
lers. Bei einer Mitralinsuffizienz hört man in
der Pumpphase (Systole) des Herzens ein
fauchendes Geräusch, i. d. R. am lautesten
links im hinteren unteren Bereich des Brust-
korbs. Beim Auftreten eines Lungenödems
hört man im fortgeschrittenen Stadium ein
Knistern und/oder Rasseln der Lunge.
Durch Herzultraschall (Echokardiografie)
lässt sich der Klappenapparat bildlich dar-
stellen. Die Mitralklappen sind häufig ver-
dickt, an den Enden keulenartig aufgetrie-
ben und zeigen oft einen Vorfall in den lin-
ken Vorhof (Mitralprolabs). In der Darstel-
lung mittels Dopplerultraschall (Doppler-
Echokardiografie) wird die Strömung des
Blutes sichtbar gemacht und die Quantifi-
zierung der Mitralinsuffizienz möglich.
Ebenso kann die Größe von Vorhöfen und
Kammern und auch die Pumpfunktion des
Herzens beurteilt werden. Die Untersu-
chung mittels Echokardiografie ist zur Dia-
gnostik einer Mitralinsuffizienz unerläss-
lich.
Ihr Einsatz wird nur durch den klinischen
Zustand des Patienten limitiert. Hunde mit
akutem Lungenödem und starker Atemnot
werden u. U. durch die Untersuchung zu
sehr gestresst und müssen zunächst stabi-
lisiert werden.
Beim Röntgen ist zuerst eine Vergrößerung
des Herzens zu sehen. Allerdings ist die
Messung deutlich ungenauer als im Herz­
ultraschall. Regelmäßig zeigen Patienten,
bei denen das Herz in der Röntgenuntersu-
chung zu groß erscheint, im Ultraschall ein
Herz in Referenzgröße. Ebenso werden
Herzen im Schall eindeutig als vergrößert
identifiziert, die nach Röntgenuntersu-
chung als normal gegolten hätten.
Dies zeigt deutlich, dass zur Beurteilung
der Herzgröße die Röntgenuntersuchung
Herz mit Kreislaufanbindung
AV-Klappeninsuffizienz (Mitralinsuffizienz/
Trikuspidalinsuffizienz)
Mitralklappenverdickung
Links: Kardiomegalie (vergrößertes Herz) mit sehr großem linkem Atrium und beginnendem Lun-
genödem / Rechts: normales Herz und Lunge
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