Teckel
&
Jagd
92
|
5 · 2018
Liebe Teckelfreunde,
vielfach wurde der Wunsch an mich heran-
getragen, unsere „Dachshund-Lektüre“
durch Fachbeiträge zur Zucht und Gesund-
heit zu „beleben“.
Gerne nehme ich Ihre Bitte auf und starte
in dieser Ausgabe mit einem Fachbeitrag
zum Thema der „Mitralinsuffizienz infolge
degenerativer Klappenerkrankung“ von Dr.
med. vet. Ingo Schneider, Nidderau.
Herr Dr. Schneider (Besitzer zweier Lang-
haarteckel) hat bereits vor einigen Jahren
die Züchter- und Zuchtwartetagung des
Landesverbandes Hessen durch seinen
fachlichen Beitrag bereichert.
Herr Dr. Schneider ist seit 2006 geprüftes
Mitglied des Collegium Cardiologicum e.V.
und als solches zugelassen für die Durch-
führung offizieller kardiologischer Zucht-
tauglichkeitsuntersuchungen beim Hund
und bei der Katze.
Das Ziel des Collegium Cardiologicum e.V.
(CC) ist es, eine standardisierte und qualifi-
zierte Untersuchung erblicher Herzerkran-
kungen beim Tier in Deutschland zu
gewährleisten. Im CC kann jeder Mitglied
werden, der die Voraussetzungen nach der
Zulassungs-, Ausbildungs- und Prüfungs-
ordnung des CC e.V. erfüllt und die Prüfun-
gen bestanden hat. Im Gegensatz zu Fach-
tierarztprüfungen oder Zusatzgebiet Prü-
fungen muss ein Mitglied nicht nur eine
theoretische Prüfung, sondern auch eine
praktische Prüfung, ablegen. Das heißt: die
Tierärztin/der Tierarzt muss vor der Prü-
fungskommisionmehrere Tiere klinisch und
mittels Echokardiografie untersuchen und
EKG’s und Röntgenbilder beurteilen.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lek-
türe und freue mich auf Ihre Anregungen
zu weiteren Fachberichten.
Ihre
Heidrun Odenweller-Klügl,
Bundeszuchtwartin
Normale Herzfunktion und Fluss
des Blutes durch das Herz
Das Herz des Hundes, wie das aller Säuge-
tiere, sorgt durch seine Pumpfunktion für
den Transport des Blutes durch den Körper.
Hierbei wird zwischen dem sogenannten
Kleinen Blutkreislauf (zwischen Herz und
Lunge) und dem Großen Blutkreislauf (zwi-
schen Herz und dem gesamten Körper ein-
schließlich aller inneren Organe) unter-
schieden.
Um diese Funktion wahrnehmen zu kön-
nen, ist das Herz in zwei Hälften aufge-
baut, wobei jede Hälfte noch einmal in
Vorhof (Atrium) und Hauptkammer (Ven
trikel) unterteilt ist. Vorhof und Kammer
sind jeweils durch die sogenannten Atrio-
Ventrikular-Klappen (AV-Klappen) vonein-
ander getrennt. Die AV-Klappe in der linken
Herzhälfte besteht aus zwei Klappen-
segeln und wird Mitralklappe (nach der
Mitra, dem Bischofshut) genannt. Die AV-
Klappe der rechten Herzhälfte heißt Tri-
kuspidalklappe und wird aus drei Klappen-
segeln gebildet. Die AV-Klappen entsprin-
gen mit ihrer Basis am Klappenring, die
Ränder der Klappensegeln sind mit den
Sehnenfädchen (Chordae tendineae) in
den Hauptkammern an den Papillarmus-
keln befestig. Diese Befestigung dient
dazu, dasss die Klappen in der Pumpphase
des Herzens (Systole) nicht in den Vorhof
umklappen.
Das Blut aus Muskeln und Organen gelangt
über Venen aus der Peripherie in den Vorhof
der rechten Herzhälfte. Von dort fließt es
durch die Trikuspidalklappe in die rechte
Hauptkammer und weiter über die Lungen-
arterie in die Lunge. Von dort kommt es wie-
der mit Sauerstoff angereichert über die
Lungenvenen zurück zum Herzen, diesmal
in den Vorhof der linken Herzhälfte. Aus
dem linken Vorhof strömt das Blut durch die
Mitralklappe in die linke Hauptkammer und
wird anschließend weiter über die Haupt-
schlagader (Aorta) in den Körper gepumpt.
Die AV-Klappen sorgen nun dafür, dass das
Blut während der Austreibungsphase des
Herzens nur weiter in Richtung Lunge bzw.
Aorta fließen kann und nicht wieder zurück
in die Vorhöfe. Zieht sich der Herzmuskel
zusammen und pumpt so das Blut aus den
Ventrikeln in die großen Gefäße, schließen
sich die AV-Klappen. In der Füllungsphase
des Herzens (Diastole) öffnen sie sich und
geben dem Blut den Weg von den Vorhö-
fen in die Kammern frei.
Die AV-Klappen funktionieren innerhalb
des Herzen, also als eine Art (Rückschlag-)
Ventil zwischen Vorhöfen und Hauptkam-
mern.
Was ist eine Mitralinsuffizienz?
Von einer Mitralinsuffizienz spricht man,
wenn es zu Undichtigkeiten der Mitral-
klappe kommt und sie ihre Ventilfunktion
zwischen linkem Vorhof und linker Haupt-
kammer nicht mehr erfüllen kann. Hierbei
kommt es zu einem Rückstrom von Blut in
den linken Vorhof während der Austrei-
bungsphase des Herzens. Die Stärke dieses
Rückstroms ist hierbei vom Ausmaß der
Veränderung an der Klappe abhängig.
Gleichartige Veränderungen der AV-Klappe
Die
MITRALINSUFFIZIENZ
infolge degenerativer
Klappenerkrankung
Dr. Ingo Schneider
• 1986 bis 1992 Studium der Veterinärmedizin an
der Justus-Liebig-Universität Gießen
• Approbation 23. Juli 1992
• 1992 bis 1997 Doktorand und Assistent
(Schwerpunkt Kardiologie) in der Medizinischen
und Gerichtlichen Veterinärklinik I Abt. Klein-
tiere (heute Kleintierklinik Abt. Innere Medizin)
• 1997 bis 1999 Assistent der Kleintierpraxis
Gräßer in Großostheim
• 1997 bis 1999 mehrere mehrwöchige
Hospitanzen:
– Chirurgische Veterinärklinik Gießen
(Kleintiere): Abteilung Radiologie,
Abteilung Sonographie
– Praxis für Augenkrankheiten Dr. Birgit Lohmann
• 12. Juli 1999 Promotion mit dem Thema „Ver-
gleich der indirekten arteriellen Blutdruckmes-
sung mittels zweier oszillometrisch messender
Blutdruckmonitore mit der direkten Blutdruck-
messung beim Hund.“
• Seit November 1999 Inhaber einer Kleintierpra-
xis mit Schwerpunkt Kardiologie/Ultraschall in
Nidderau
• 2. Februar 2000 Fachtierarzt für Klein- und
Heimtiere
• 8. Dezember 2000 Teilgebietsbezeichnung Kar-
diologie zum Fachtierarzt für Klein- und Heim-
tiere
• Seit 2006 geprüftes Mitglied des Collegium Car-
diologicum e.V. und als solches zugelassen für
die Durchführung offizieller kardiologischer
Zuchttauglichkeitsuntersuchungen beim Hund
und bei der Katze.
• 9. April 2010 Fachtierarzt für Innere Medizin der
Klein- und Heimtiere
• 5. Dezember 2014 Prüfung zur sonografischen
Diagnose der PKD (Polycystic Kidney Disease)
und damit zugelassener Untersucher der veteri-
närmedizinischen Arbeitsgemeinschaft PKD bei
Katzen