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3 · 2019
Schlittenhunderennen
Ein Interview mit Musher Berit Seljestokken
in Norwegen
I
n Norwegen sind Schlittenhunde-
rennen sehr beliebt und die Anzahl
der Teilnehmer steigt stetig. In
Deutschland wird der Sport immer
bekannter, bleibt aber dennoch ein eher
ungewöhnliches Hobby. Virbac inter-
viewte Berit Seljestokken, Musher aus Nor-
wegen, und sie erzählt, wie alles begann,
wie sie ihre Hunde füttert und wie das täg-
liche Leben im Rudel so abläuft.
Hinter jedem Hobby steckt eine besondere
Geschichte. Wie beginnt das Kapitel der
Schlittenhunderennen bei dir und wie
kamst du dazu?
Für einen neuen Job zog ich 2006 nach
Alta. Da ich an diesem Ort niemanden
kannte, meldete ich mich bei einem gro-
ßen touristischen Betrieb mit über 60
Alaska-Huskys und fragte an, ob sie jeman-
den brauchen könnten, der ihnen ein
wenig beim Training der Hunde zur Hand
geht. Damals wusste ich absolut gar nichts
über das Training von Schlittenhunden.
Und so nahm das Ganze seinen Lauf … In
einem alten Jeep wurden wir von 32
extrem motivierten und etwas verrückten
Hunden gezogen, so als ob das Auto leich-
ter wäre als eine Feder. Auf der einen Seite
chaotisch, aber auf der anderen Seite auch
sehr gut organisiert. Diese Erfahrung
lehrte mich Respekt und Freude und
erweckte in mir die Faszination zu den
Schlittenhunden.
So fing alles an und ein paar Jahre später
bekam ich meinen ersten Alaska-Husky
zum Geburtstag. Seitdem bin ich in mei-
nem Leben umgeben von Schlittenhun-
den und die Rennen sind für mich eine Art
Motivation, um das Training korrekt auf-
zubauen und sicherzustellen, dass ich und
meine Hunde bei allen Wetterbedingun-
gen über eine lange Strecke fahren kön-
nen.
Für ein Schlittenhunderennen benötigt
man mehr als ein oder zwei Hunde, ansons-
ten kann der Schlitten nicht gezogen wer-
den. Wie viele und was für Hunde hast du
im Moment? Züchtest du?
ImMoment habe ich 10 Alaska-Huskys. Bei
Rennen nehme ich an der Disziplin für
8 Hunde teil. Im Vergleich zu meinen Kon-
kurrenten habe ich ein ziemlich kleines
Rudel mit nicht so viel Auswahl für ein
8-Hunde-Rennen. Ich arbeite Vollzeit und
binMutter von 2 Kindern, sodass 10 Hunde
wirklich die Maximumanzahl an Hunden
ist, denen ich mit der Zeit, die mir vom Tag
noch bleibt, gerecht werden kann. Der
Schlittenhundesport ist mein Part-Time-
Hobby. Das ist auch der Grund, warum ich
nicht züchte. Ich kaufe Welpen oder junge
Hunde von professionellen Mushern, die
sehr viel mehr vom Züchten verstehen als
ich. Um wirklich zu züchten, braucht man
viel Erfahrung und Zeit, die ich aktuell
nicht aufbringen kann.
Natürlich ist es sehr wichtig, dass junge
Hunde langsam an den Schlitten gewöhnt
werden. Mit welchemAlter fängst du an sie
zu trainieren? Und wie lange dauert das
Training pro Tag?
Meiner Ansicht nach sind viele Dinge, die
wir im Alltag tun, eine Vorbereitung für
denWelpen, um ihn zu einem sicheren und
stetigen Begleiter und Schlittenhund zu
machen.
Darum habe ich kleine Geschirre, die die
Welpen beim Spazierengehen oder beim
Laufen tragen, wenn sie 3–4 Monate alt
sind. Sie ziehen nicht, aber das Geschirr soll
etwas sehr Positives in ihrem Leben wer-
den. Der nächste Schritt ist dann, die
Hunde vor einen Schlitten zu spannen oder
sie beim Ski- oder Radfahren mitzuneh-
men. Dann sind sie ungefähr 7–8 Monate
alt. Immer noch nicht zum Training, aber
zum Lernen. Ein paar Kilometer pro Tag,
nicht um sie zu erschöpfen, sondern nur
zum Probieren und um sich an die Situa-
tion zu gewöhnen, etwas zu ziehen und
mit dem Geschirr verbunden zu sein. Mit
rund einem Jahr beginnt dann das richtige
Training und das erste Rennen darf mit 18
Monaten gefahren werden.
Das Training für zum Beispiel das Finn-
marksløpet-Rennen dauert ungefähr 25
Stunden pro Woche mit den intensivsten
Trainingszeiten im Dezember und Januar.
Das Training kann pro Tag ganz unter-
schiedlich ausfallen. Zwischen einer oder
acht Stunden.
Wie lange dauert es, bis ein Hund an sei-
nem ersten Rennen teilnehmen darf? Gibt
es ein medizinisches Protokoll, das die
Hunde bestehen müssen?
Wie ich schon sagte, 18 Monate ist das
Minimumalter, um an einem Rennen teil-
nehmen zu dürfen. Bei den größeren Ren-
nen gibt es einen Tierarzt-Check vor dem
Rennen, den die Hunde bestehen müssen,
um an dem Rennen teilnehmen zu dürfen.
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