Dachshund 7-8-2019_ - page 4

Teckel
&
Jagd
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7–8 · 2019
Heidrun Odenweller-Klügl (HOK):
Frau
Preuss, wenn Sie an die Rauhhaarteckel-
zucht zurückdenken, welche Züchter präg-
ten aus Ihrer Sicht die Entwicklung der
Rasse im Besonderen und worauf legten
diese im besonderen Maße Wert?
Brigitte Preuß (BP):
Die Rasse Rauhhaar­
teckel-Normalschlag wurde durch die
Zwinger „von Königshufen“, „vom Aller-
tal“, „vom Seevetal“ und „von der Dachs-
schlucht“ positiv geprägt. Mir war es noch
vergönnt, diese Züchter in den Jahren
1957 bis 1960 persönlich kennenzulernen.
Sie legten damals besonderen Wert auf
die Arbeit unter der Erde und daraus resul-
tierte, dass die Teckel ein hohes Maß an
Wesensfestigkeit, Raubwildschärfe und
Nasenleistung als Eigenschaften mitbrin-
gen mussten. Diese Eigenschaften machte
man sich im Laufe der Zeit auch bei Arbei-
ten über der Erde zunutze und sie wurden
vermehrt bei Nachsuchen auf Schweiß
und zum Stöbern eingesetzt.
Stellvertretend möchte ich als besondere
Vertreter dieser Zwinger „Lynx von
Königshufen“, „Hansel vom Allertal“ und
„Battermann von der Dachsschlucht“
benennen. Diese Rüden beeinflussten
maßgeblich die Rauhhaarteckelzucht in
den 50er- bzw. 60er-Jahren. Ihre Züchter
bemühten sich auch damals schon, dem
Jagdteckel einen dem Standard entspre-
chenden formvollendeten Körperbau
durch bestimmte Anpaarungen zu geben.
HOK:
Frau Preuß, wann sind Sie auf den
Rauhhaarteckel gekommen?
BP:
Mein Vater war als Landwirt und pas-
sionierter Jäger daran interessiert, dass ein
brauchbarer Jagdhund in unsere Familie
kam. So geschah es, dass 1955 die Rauh-
haarteckelhündin „Frigga von der Dachs-
schlucht“ meinen Lebensweg durch-
kreuzte. Sie wurde die Stammmutter mei-
nes Zwingers „vom Ahlsensee“, der 1958
beim DTK geschützt wurde. In ländlicher
Umgebung, mit viel Freiheit für meine
Vierbeiner, konnten diese sich frei entwi-
ckeln und zeigten schon im Junghundalter
ihre großen jagdlichen Neigungen. Zu mei-
ner Freude – jedoch zum Kummer der
Jagdnachbarn, denn Reviergrenzen waren
ihnen fremd.
HOK:
Warum gerade Rauhhaarteckel, was
schätzen Sie besonders an dieser Dachs-
hundrasse?
BP:
Meine Liebe zum Teckel wurde schon
in meiner Kindheit geprägt. Aus Hinter-
pommern stammend, dann vertrieben, im
Westen gelandet, sind bleibende Erinne-
rungen an die Teckel meines Großvaters
„Puck“ und „Mutzel“ geblieben. Sie waren
großrahmig und hochläufig, um für die
häufigen Schneemassen im Osten
gewappnet zu sein. Ihre herausragenden
jagdlichen Eigenschaften und ihr starker
und eigenwilliger Charakter, der mich als
Kind schon faszinierte, beeinflussten
mich, sich wieder für einen Teckel zu ent-
scheiden. Gleichzeitig liebe ich ihre char-
mante Art, sich in eine Familie einzubrin-
gen und kann dem typischen Teckelblick
schwer widerstehen.
HOK:
Sie züchten seit mehr als 60 Jahren
Rauhhaarteckel unter der Zwingerbezeich-
nung „vom Ahlsensee“ mit dem Fokus auf
Gebrauch und Form. Welches Erlebnis als
Züchter ist Ihnen nachhaltig positiv in Erin-
nerung geblieben?
BP:
Bundessieger-Ausstellung 25./26.10.1975
in Stuttgart „Großer Zuchtgruppenwett-
bewerb aller Hunderassen“. „Cyrus, Solo
und Cassius vom Ahlsensee“.
HOK:
60 Jahre ist eine lange Zeit. Welche
Veränderungen hat die Rasse aus Ihrer Sicht
im zeitlichen Verlauf genommen?
BP:
Früher war der Rauhhaarteckel in Ver-
ruf ein „Wadenbeißer“ zu sein. Das hat
sich im Laufe der Jahrzehnte zum Positi-
ven verändert, ohne die jagdlichen Eigen-
schaften in Bezug auf Wildschärfe einzu-
büßen. Der Körperbau hat sich meiner
Meinung nur dahingehend geändert, dass
L
iebe Teckelfreunde – mit unserem April-„Der Dachshund“ wurde eine kleine Expertenserie zum Themenbereich „Der
Kurzhaarteckel / Der Rauhhaarteckel / Der Langhaarteckel – Gestern, Heute und Morgen“ eröffnet. Teckelfreunde, die
über Jahrzehnte für eine „Rasse/Haarart“ in besonderem Maße stehen, werden sehr oft mit ihr personifiziert. So ver-
binden z. B. Rauhhaarteckelzüchter der Gegenwart besondere Erfahrung und Sachkompetenz zu dieser Rasse mit Frau
Brigitte Preuss. Herzlichen Dank an Frau Preuss, dass sie uns an ihrer Zeitreise durch die Rauhhaarteckelzucht teilhaben lässt.
Heidrun Odenweller-Klügl, Bundeszuchtwartin
Serie:
Der Kurzhaarteckel / Der Rauhhaarteckel / Der Langhaarteckel – Gestern, Heute und Morgen
Interview mit
BRIGITTE PREUSS
Steckbrief
Brigitte Preuß
Zwinger: vom Ahlsensee
Haarart/Rasse: Rauhhaarteckel
Funktionen im DTK:
Seit 1956 Mitglied,
25 Jahre Vorsitzende der Gruppe
Lüneburger Heide, jetzt Ehrenvor-
sitzende der Gruppe, seit Mitte der
70er-Jahre als erste weibliche
Spezial-Zuchtrichterin und
Gebrauchsrichterin und mitwir-
kend tätig gewesen in der Vor-
standsarbeit im Landesverband
Niedersachsen.
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